Soros wirbt für EU-Einigkeit gegen Russland

Bei einem Dinner- und Dia-Abend in Düsseldorf trommelt die amerikanischee_SFlbInvestoren-Legende gegen Wladimir Putin.

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Düsseldorf. Seiner eigenen Einschätzung nach ist George Soros ein philosophischer und menschenfreundlicher Spekulant. So ähnlich stellt ihn Handelsblatt-Herausgeber Garbor Steingart den 400 geladenen Gästen seines Deutschland-Dinners im alten Ständehaus auch vor — um dann für eine Stunde ganz dem Charme eines Multimilliardärs zu erliegen, der in der vergangenen Woche ein weiteres kleines Vermögen mit Wetten auf den Absturz des japanischen Yen verdient hat und in dieser Woche warnt, zu tief dürfe der Yen nun aber auch nicht fallen.

Das alles will Steingart aber gar nicht wissen, sondern lieber, warum der 84-Jährige heute so frisch aussieht. „Ich habe heute morgen noch Tennis gespielt“, antwortete Soros; der Butler aus seinem Hotel sei ein Talent. Geduldig sieht sich Soro im Foyer des Ständehauses zwischen einer Tranche vom Caipirinha-Lachs als Vorspeise und Pavé vom Roastbeef in Feuille de Brick eine kleine Dia-Show an.

Ein Foto zeigt ihn als jungen Mann in London. Daran kann er sich erinnern: „Ich hatte mir vorgenommen, in fünf Jahren 500 000 Dollar zu machen und mich dann zur Ruhe zu setzen“; herzliches Lachen aus dem Saal.

Soros Vermögen wird auf rund 23 Milliarden Dollar geschätzt; er widerspricht dem nicht. Es sei ihm nur irgendwann aufgefallen, dass immer mehr Geld auch immer mehr Arbeit mache, sagt Soros, da habe er sich etwas anderes gesucht. Soros unterstützt weltweit eine Vielzahl von Initiativen und Think-Tanks, aber nebenbei ist die Legende unter den Hedgefonds-Heuschrecken auch ein Staatsmann ohne eigenen Staat.

Vor allem in Deutschland trommelt Soros seit Monaten, die EU möge sich doch endlich im Ukraine-Konflikt klar gegen Putins Russland in Stellung bringen und sich in dieser Frage nicht auseinander bringen lassen. Dafür schreibt er Gastbeiträge in FAZ, hat er ein Interview-Buch mit einem Spiegel-Autor herausgebracht und guckt er Dias mit dem Handelsblatt-Chef, der ihn gelegentlich irritiert.

Die Indignados (Empörte), das spanische Gegenstück zur „Occupy Wall Street“-Bewegung, kennt Steingart nicht; Soros empfindet Sympathie für sie.

In seiner Wahlheimat USA hält ihn die republikanische Rechte ohnehin für eine Art superreichen Kommunistenclown: Er finanzierte demokratische Wahlkämpfe aus Abneigung gegen George W. Bush, spricht von einem zerstörten amerikanischen Wahlsystem und ist für Hillary Clinton als nächste US-Präsidentin.

Wenn es um Russland geht, ist Soros deutlich weniger liberal. „Die Ukrainer verteidigen Europa, aber die Europäer scheinen es nicht zu verstehen“, sagt Soros in Düsseldorf, wohin er direkt aus Kiew gereist ist. Man ahnt, dass es nicht nur philosophische Menschenfreundlichkeit sein kann, die Soros und Steingart kurz darüber spekulieren lässt, was wäre, wenn Putin weg wäre.

Auf die Deutschen hat Soros einen nüchternen Blick. Eins von Steingarts Dias zeigt Soros mit Guttenberg. Wer das sei, fragt Soros, Steingart erklärt es und fragt, ob der Baron wohl in die Politik zurückkehren könne. Für einen Moment guckt der 84-Jährige wie Angela Merkel, wenn sie schlechte Laune hat: „Nein. Er sollte wegbleiben.“