Stabile Stromversorgung - aber lokale Gasengpässe
Berlin (dpa) - Erstmals seit Tagen hat Deutschland am Montag zeitweise wieder mehr Strom ein- als ausgeführt. Es gab durch das vielerorts trübe Wetter teils weniger als 1000 Megawatt an Wind- und Solarstromproduktion - bei über 50 000 Megawatt an installierter Leistung in diesem Bereich.
In den vergangenen Tagen hatten Wind- und Solarparks noch oft mehr als 10 000 Megawatt Strom produziert und so zu Stromüberschüssen beigetragen. Die Lage am Montag zeigte damit, welche Herausforderung der Atomausstieg bis 2022 mit sich bringt.
Trotz des kalten Wetters sieht Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) in Deutschland weiterhin eine stabile Energieversorgung. Zwar sei es bei der Gasversorgung in Süddeutschland regional zu Schwierigkeiten gekommen, aber nicht flächendeckend, sagte er am Montag im ARD-„Morgenmagazin“. Insgesamt gebe es eine angespannte Situation. Deswegen habe die Bundesnetzagentur Verträge mit weiteren Kraftwerksbetreibern abgeschlossen, um Engpässe abdecken zu können.
Auch EU-Energiekommissar Günther Oettinger rechnete trotz regionaler Schwierigkeiten nicht mit Versorgungsengpässen, verwies aber auf Probleme im Gasbereich. „Klar ist, wir haben derzeit eine schwierige Aufgabe“, sagte Oettinger am Montag in Berlin. Es bestehe das Problem, ob genügend Gas nach Deutschland geliefert werde.
Er betonte zugleich: „Ich glaube, dass (...) die Versorgungssicherheit für Strom im wesentlichen, aber auch für Gas gehalten werden kann.“ Dem Nachrichtensender n-tv sagte er mit Blick auf die Gaslieferungen aus Russland: „Wir haben derzeit einen hohen Gasbedarf und deswegen ist es notwendig, dass wir neben unseren russischen Partnern die Lieferländer weiter ausbauen.“ Gerade im Süden hatten Gaskraftwerke teilweise Lieferengpässe zu beklagen.
Oettinger mahnte einen schnellen Netzausbau an, damit die Energiewende klappen kann. „Klar ist, wenn in den nächsten Jahren neun weitere Kernkraftwerke ordnungsgemäß abgeschaltet werden, muss bis dahin die Einschaltung neuer Produktionsmengen gelungen sein.“
Der Grünen-Energiepolitiker Oliver Krischer forderte Alternativen zur Abhängigkeit vom Gas. „Noch immer wird zu viel Erdgas in schlecht gedämmten Häusern und alten ineffizienten Erdgaskraftwerken ohne Abwärmenutzung verschwendet“, sagte er in Berlin. „Dies schadet nicht nur dem Klima, sondern die Lieferfähigkeiten von Gazprom werden anscheinend überfordert.“ Dies zeige einmal mehr, „dass es unser Ziel sein muss, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen durch Energieeffizienz und erneuerbare Energien abzubauen“.
Die russischen Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline kommen im vereinbarten Umfang. „Es gab keine winterbedingten Kürzungen“, sagte am Montag ein Sprecher der OPAL-NEL-Transport GmbH in Kassel, die die Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Leitung (OPAL) betreibt. OPAL verläuft von Lubmin über Brandenburg weiter zur tschechischen Grenze. Die vom russischen Gazprom-Konzern angekündigten Gasmengen würden auch geliefert, derzeit seien es etwa eine Million Kubikmeter pro Stunde.
Ein Großteil des Gases, das durch die Ostseepipeline komme, werde über die OPAL in die Tschechische Republik weitergeleitet, ein anderer Teil diene zur Versorgung des Großraums Berlin-Brandenburg.
Zugefrorene Kanäle bereiten den Betreibern von Steinkohlekraftwerken derzeit noch keine Versorgungsprobleme. Die Vorräte reichen nach Angaben von RWE und Eon vom Montag noch längere Zeit aus. Außerdem erleichtere der Temperaturanstieg die Versorgung. Bei Engpässen könne auf Bahntransporte zurückgegriffen werden, sagte ein Sprecher von RWE Power in Essen. Die RWE-Braunkohlekraftwerke am Rande der Abbaustätten liefen ebenfalls problemlos.