Stahlproduktion in Deutschland gestiegen
Düsseldorf (dpa) - In der deutschen Stahlbranche verdichten sich die Anzeichen für eine zaghafte Erholung. Im Mai legte die Produktion erstmals seit einem halben Jahr wieder zu.
Die deutschen Hütten erzeugten zusammen knapp 3,9 Millionen Tonnen Rohstahl, wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl mitteilte. Das waren vier Prozent mehr als im Mai 2015. Zuvor war die Produktion angesichts des heftigen Verfalls der Preise sechs Monate nacheinander gesunken.
Hauptgrund für den starken Anstieg war nun, dass viele Stahlverarbeiter ihre aufgebrauchten Vorräte wieder auffüllten. Seit Jahresbeginn haben die Unternehmen fast 18,2 Millionen Tonnen Stahl erschmolzen, ein Prozent weniger als in den ersten fünf Monaten 2015.
Der Verband sieht nun erste Anzeichen einer Stabilisierung der Lage. Eine dauerhafte Erholung hänge aber weiter davon ab, dass sich die EU wirksamer gegen Billig-Importe schützt. Von den Einbrüchen infolge der Finanzkrise 2008 hat sich die Branche in Europa bis heute nicht gut erholt.
Überkapazitäten drücken seitdem auf die Preise. Deutlich verschärft hat sich die Situation seit vergangenem Sommer, als das weltgrößte Erzeugerland China angesichts der schwächelnden heimischen Nachfrage damit begann, massenhaft Stahl auf den Weltmarkt zu werfen.
Die Branche in Europa sieht darin eine Wettbewerbsverzerrung. Sie wirft den Chinesen vor, den Stahl deutlich unter den tatsächlichen Kosten loszuschlagen. Deshalb forderte sie stärkeren Schutz gegen diese Importe. Erste Schutzzölle sind inzwischen eingeführt. Das ließ die Preise für Stahl zuletzt wieder etwas steigen. Allerdings warnte das zweitgrößte deutsche Stahlunternehmen Salzgitter in der vergangenen Woche vor übertriebenen Erwartungen. Branchenprimus Thyssenkrupp hatte vor einem Monat wegen der später als erwartet eingesetzten Preiserholung seine Gewinnprognose für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr deutlich gesenkt.