Starker Franken wird zur Last
Anleger schätzen die Währung als sicheren Hafen. Doch für Schweizer Firmen verteuern sich die Exporte.
Brüssel. Anlegern erscheint die Schweiz als sicherer Hafen für Erspartes. Der Schweizer Franken ist infolge der Schuldenkrisen in Europa und den USA im Vergleich zum Euro stark wie nie. Doch der kleine Staat leidet unter seiner starken Währung: Exporte nach Europa verteuern sich.
Derzeit verfolgt die Schweizer Wirtschaft genau, wie Europa die Schuldenkrise in Griechenland und anderen EU-Staaten bekämpft. Denn die Schweiz ist mit der EU wirtschaftlich eng verflochten.
Der Alpenstaat ist laut EU-Angaben drittgrößter Wirtschaftspartner der Europäischen Union. Umgekehrt ist die EU wichtigster Handelspartner der Schweiz.
Also belastet der schwache Euro die Schweizer Wirtschaft. Ein Euro kostet momentan 1,15 Franken und markiert damit Rekord-Tiefstände. Zu Hochzeiten war ein Euro fast 1,70 Franken wert. Laut Ökonomen liegt der „richtige Wechselkurs“ bei 1,30 bis 1,40 Franken.
„Wir machen uns Sorgen wegen der Geschwindigkeit, mit der der Franken gegenüber dem Euro gestiegen ist“, sagt der Chef des Wirtschaftsdachverbands Economie-Suisse, Pascal Gentinetta.
Für die Schweiz habe dies erhebliche Folgen. „Unsere Produkte werden um 20 bis 30 Prozent teurer.“ Die Firmen hätten kaum Zeit, Kunden an höhere Preise zu gewöhnen oder die Produktion anzupassen.
Vor allem ächzen Mittelständler, die in der Schweiz produzieren, aber ihre Waren in die EU verkaufen. Sein Wirtschaftsverband empfiehlt, die Probleme „sozialpartnerschaftlich“ zu lösen. „Einige Firmen haben bereits die Arbeitszeiten für ihre Beschäftigten in der Schweiz verlängert. Damit können sie die hohen Lohnkosten infolge des hohen Franken teils ausgleichen“, so Gentinetta.
Für ihn steht fest, dass das Problem des überbewerteten Franken nur gelöst wird, wenn Europa die Schuldenkrise eindämmt und Vertrauen in den Euro zurückkehrt: „Dann wird sich auch die Problematik der Franken-Stärke entschärfen.“