Auf der Jagd nach den Preisen
Tester erfassen jeden Monat die Änderungen in den Geschäften.
Köln. Wundpflaster? Gleichgeblieben. Fieberthermometer? Gleich geblieben. Mundwasser? „Oh, 20 Cent billiger!“ Sorgfältig notiert Lisa Bringmann die Zahl in ihrer Liste und fügt die Buchstaben „PA“ hinzu, das Kennzeichen für „dauerhafte Preisänderung“.
Bringmann ist im Auftrag des NRW-Landesamtes für Statistik unterwegs. Jeden Monat zieht sie durch dutzende Geschäfte in Köln und hält fest, welche Produkte teurer oder billiger geworden sind. Ihre Angaben werden zur Berechnung des amtlichen Verbraucherpreisindex’ benötigt, der die durchschnittliche Preisentwicklung von Waren und Dienstleistungen misst.
Mit einem dicken Aktenordner in der Hand läuft Bringmann in einer Drogerie hin und her. Ob Haarspray, Zahncreme oder „Diät-Fruchtsaftgetränk ohne Kohlensäure“ — allein für dieses Geschäft sind rund 50 Produkte in ihrer Tabelle aufgeführt. Aus jeder Warengruppe hat die 43-Jährige sich jeweils eine konkrete Marke ausgesucht, deren Preis sie Monat für Monat überprüft.
Inzwischen weiß Bringmann bei den meisten Sachen, wo sie im Laden stehen. „Aber manchmal räumen die Geschäfte ihr Sortiment um — das ist schrecklich. Dann muss ich ewig suchen“, sagt die Frau mit dem flotten Kurzhaarschnitt. Oft passiert es, dass ein Kunde sie anspricht und nach etwas fragt. „Weil ich einen Ausweis angesteckt habe, halten mich viele für eine Verkäuferin.“
Seit knapp zwei Jahren arbeitet die Mutter von zwei Kindern freiberuflich für das Statistikamt. „Es ist ein kleines Zubrot, aber es macht mir Spaß.“
In einer vorgegebenen Woche jeden Monats zieht sie los und klappert rund 50 Stellen in der Kölner Innenstadt ab: Elektronikläden, Optiker, Baumärkte, Tankstellen und Apotheken — aber auch Krankengymnasten und Bestatter. Rund 400 Produkte kontrolliert Bringmann insgesamt. Für jeden erfassten Preis erhält sie 50 Cent als Bezahlung.
Ihre Ergebnisse tippt sie zu Hause in den Computer ein und übermittelt sie an die Statistiker in Düsseldorf. Diese errechnen unter anderem aus den Angaben von Bringmann und 57 weiteren Preiserhebern die Inflationsrate für NRW. Die Statistiker legen für ihre Berechnungen einen fiktiven Warenkorb zugrunde, der etwa 700 Güter und Dienstleistungen enthält.
„Für jede Ware errechnen wir den Durchschnittspreis und die Veränderungen zum Vormonat“, erläutert Gerhard Lenz, Referent im Landesamt für Statistik NRW. Die verschiedenen Produktgruppen werden unterschiedlich gewichtet, je nachdem, wie viel ein Haushalt im Schnitt dafür ausgibt.