Streik bei Lufthansa auch in NRW spürbar - Fortsetzung folgt?
München/Düsseldorf (dpa). Auch am Dienstag werden wieder zahlreiche Lufthansaflüge in Nordrhein-Westfalen ausfallen. Allein in Düsseldorf streicht die Fluggesellschaft nach eigenen Angaben 70 von 82 geplanten Flügen.
In Köln werden 18 Flüge abgesagt.
Die Piloten der Lufthansa, die bereits die Kurz- und Mittelstrecken bestreiken, wollen nun auch nicht mehr zu Fernflügen starten. Der Flug am Mittag von Düsseldorf nach New York werde allerdings voraussichtlich stattfinden, hieß es noch am Montag. Bereits am Montag hatte der Streik zu zahlreichen Flugausfällen an den großen nordrhein-westfälischen Flughäfen geführt.
Trotz der zahlreichen Ausfälle blieb es an den Airports ruhig. Die Lufthansa betonte, sie habe die Passagiere rechtzeitig durch SMS und E-Mail informiert.Wenig New York, kein Rio, kaum Tokio: Bei ihrer inzwischen achten Streikwelle nehmen Lufthansa-Piloten jetzt auch Langstreckenflüge ins Visier. An den Drehkreuzen Frankfurt und München blieb das Chaos zunächst aus.
Seit 6.00 Uhr am Dienstagmorgen bestreikt die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) zusätzlich zu Kurz- und Mittelstrecken auch Interkontinentalflüge der Lufthansa. Der Ausstand soll kurz vor Mitternacht enden. Bereits am Montag um 13.00 Uhr begann der Streik auf Kurz- und Mittelstrecken.
An den beiden Lufthansa-Drehkreuzen Frankfurt und München blieb das Chaos am Dienstagmorgen zunächst aus. Am Frankfurter Flughafen sei es „sehr ruhig“, sagte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport. Die Lufthansa-Schalter seien besetzt, gestrandete Fluggäste würden mit Essen und Getränken versorgt. Auch ein Sprecher des Münchner Flughafens meldete keine besonderen Vorkommnisse.
In Frankfurt stellt Europas größte Airline den Langstreckenflugverkehr fast vollständig ein. In München sollten etwa die Hälfte der Flüge starten. Langstreckenflüge von und nach Düsseldorf sollten planmäßig abheben. Insgesamt streicht Lufthansa 1511 Flüge, unter anderem Verbindungen nach Asien und in die USA. Betroffen sind etwa 166 000 Passagiere.
Der Arbeitskampf bei der Lufthansa läuft bereits seit April. Größter Streitpunkt ist die sogenannte Übergangsrente: Die Fluggesellschaft will, dass ihre Piloten künftig frühestens mit 60 statt wie bisher mit 55 Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können. Die Pilotengewerkschaft wehrt sich dagegen.
Beide Parteien werfen sich gegenseitig vor, eine Lösung zu blockieren. Die Gewerkschaft hält der Airline vor, Kompromissangebote bislang ausgeschlagen zu haben. Lufthansa-Sprecherin Barbara Schädler sagte am Dienstag dem Radiosender NDR Info: „Wir kennen die Vorstellungen der Vereinigung Cockpit nicht.“ Es gebe bislang nur die Forderung nach einem unterschriftsreifen Angebot.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) warnte angesichts der Streiks bei der Lufthansa und der Deutschen Bahn vor schwerwiegenden Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur. „Wenn Menschen nicht zur Arbeit kommen und Güter nicht transportiert werden, dann leidet auch die Wirtschaft“, sagte Dobrindt der „Bild“.
Reisenden könnten noch in dieser Woche weitere Streiks bei der Lufthansa drohen. „Sollte sich im Tarifkonflikt weiterhin nichts tun, sollte bei der Lufthansa weiter gemauert werden, dann schließen wir weitere Streiks in dieser Woche nicht aus“, sagte der Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Markus Wahl, am Dienstag.
Damit die Gewerkschaft wieder zu Verhandlungen zurückkehrt, forderte VC-Sprecher Wahl, dass sich die Lufthansa bei der Übergangsversorgung für Neu-Piloten bewegen müsse: „Die Lufthansa will die Übergangsversorgung für neu eingestellte Piloten komplett abschaffen - da machen wir nicht mit. Diese Vorbedingung müsste die Lufthansa vom Tisch nehmen, damit wir wieder verhandeln.“ Dazu müsse die Lufthansa „ein neues, taugliches Angebot“ vorlegen.
Die Lufthansa bekräftigte ihre Verhandlungsbereitschaft: „Wir haben zu allen strittigen Punkten - auch zur Finanzierung des vorzeitigen Ausscheidens neuer Piloten - Gesprächsangebote gemacht und die gelten weiterhin“, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Dienstag. Ein Eilantrag der Lufthansa, mit dem der Konzern die Gewerkschaft zu einem Ende der Streiks zwingen wollte, scheiterte am Dienstag auch in der zweiten Instanz vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht.