Streikpause für Flughäfen in Nordrhein-Westfalen
Düsseldorf/Potsdam (dpa) - Nach dem Streik des Sicherheitspersonals an den beiden großen Flughäfen in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag will die Gewerkschaft Verdi nun eine fünftägige Streikpause einlegen.
Bis zum nächsten Dienstag seien keine weiteren Streiks geplant, kündigte Verhandlungsführerin Andrea Becker an. Wegen eines sechseinhalbstündigen Ausstandes der Frühschicht waren am Morgen in Düsseldorf und Köln/Bonn fast 100 Flüge gestrichen worden. Mehrere tausend Passagiere waren betroffen.
In der Tarifauseinandersetzung in Hamburg sicherte Verdi nur bis zum Freitag eine Streikpause zu. Ob und wann es dort wieder zu Arbeitsniederlegungen kommen wird, blieb zunächst offen. Gleichwohl könnte hier in den Tarifkonflikt Bewegung kommen. Vertreter der Gewerkschaft Verdi und des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) führten am Donnerstag in Berlin ein 90 Minuten langes Gespräch. Das werde als vertrauensbildende Maßnahme gewertet, sagte ein Sprecher der Arbeitgeberseite optimistisch. Von Verdi war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Auch über den Inhalt der Gespräche wurde zunächst nichts bekannt. In Hamburg verlangt die Gewerkschaft für die 600 Beschäftigten des privaten Sicherheitsdienstes 14,50 Euro pro Stunde, die Arbeitgeber haben 12,75 und im kommenden Jahr 13,50 Euro angeboten.
Hingegen gelten in Nordrhein-Westfalen die Fronten zwischen Verdi und den Arbeitgebern der privaten Sicherheitsbranche als verhärtet. Die Arbeitgeber warfen der Gewerkschaft vor, mit „Unwahrheiten“ über das Lohnniveau der Sicherheitsleute den Tarifkonflikt zu verschärfen.
Verdi fordert für die 34 000 Beschäftigten bis zu 30 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber bieten zwischen 5 und 9 Prozent. Sie verlangen Zugeständnisse von Verdi oder ein Schlichtungsverfahren, bevor sie ein neues Angebot abgeben. Beides lehnt die Gewerkschaft ab. „Die Beschäftigten haben für die Arbeit, die sie hier leisten, einen Lohn verdient, von dem sie ihre Existenz bestreiten können“, sagte Becker im ZDF-„Morgenmagazin“.
Unterdessen fordert die Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), die Personen- und Gepäckkontrollen an Flughäfen wieder in staatliche Hand zu nehmen. Wohin es führen könne, wenn unterbezahlte Beschäftigte mit unzumutbaren Arbeitszeiten die Kontrollen an Flughäfen durchführen müssten, könne an der derzeitigen Streikwelle an deutschen Flughäfen gesehen werden, sagte DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt am Donnerstag auf der Luftsicherheitstagung des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) und der Bundespolizei in Potsdam.
Nach Schätzungen von Verdi arbeitet „der größte Teil“ der Angestellten der privaten Sicherheitsbranche für 8,23 Euro brutto pro Stunde und bekommt bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 40 Stunden weniger als 1000 Euro netto im Monat. An den Flughäfen liege der Lohn zwischen 8,23 und 12,36 Euro.
Am größten NRW-Flughafen in Düsseldorf mussten am Donnerstag 73 Flüge von 147 geplanten Verbindungen gestrichen werden. Am Flughafen Köln/Bonn fielen 21 von 43 Flügen aus. Insgesamt rund 260 Sicherheitsleute machten nach Angaben von Verdi von den frühen Morgenstunden bis 10 Uhr die Kontrollstellen weitgehend dicht.
In Köln waren nach Angaben des Flughafens mehr als 2000 Fluggäste betroffen. In Düsseldorf dürften nach Schätzungen rund 7000 Passagiere Opfer des Streiks geworden sein.