Tarifeinigung für DB-Lokführer - Streiks bei Konkurrenz
Frankfurt/Main (dpa) - Reisende des Branchenführers Deutsche Bahn können aufatmen - Fahrgäste der DB-Konkurrenten aber müssen weiter mit Behinderungen rechnen.
Für die rund 20 000 Lokführer der Deutschen Bahn (DB) wurde am Freitag nach langem Ringen eine Tarifeinigung mit einem Einkommensplus von 2,0 Prozent erzielt. Dagegen geht der Konflikt mit den DB-Wettbewerbern weiter. Der 48-Stunden-Streik, der in der Nacht zum Samstag endet, sorgte auch am Freitag bundesweit für Ausfälle und Beeinträchtigungen im regionalen Zugverkehr.
Die Lokführergewerkschaft GDL will nach der Einigung mit der bundeseigenen DB nun den Druck auf die Bahn-Konkurrenten erhöhen. „Wir werden die Arbeitgeber der Privatbahnen weiter bestreiken, und zwar sicherlich auch noch etwas intensiver in schnellerer Folge und solange, bis sie zu Verhandlungen bereit sind“, sagte GDL-Chef Claus Weselsky der dpa.
Die GDL fordert einen einheitlichen Tarifvertrag für die 26 000 Lokführer in Deutschland im Regional-, Fern- und Güterverkehr - egal, bei welchem Betreiber sie arbeiten.
Bei der Deutschen Bahn sind mit der Tarifeinigung mindestens bis Sommer nächsten Jahres Streiks abgewendet. Das neue Tarifpaket umfasst neben dem Einkommensplus von 2,0 Prozent laut Gewerkschaft erstmals auch einen Kündigungsschutz und Verbesserungen bei einigen Zulagen. Zudem erhalten Lokführer, die einen Selbstmord auf den Schienen miterleben mussten und danach wegen eines Traumas nicht mehr zurück in den Führerstand können, eine dauerhafte Job- und Einkommenssicherung.
„Vor Ihnen steht ein sehr erleichterter Bundesvorsitzender“, sagte GDL-Chef Weselsky in Frankfurt. „Es lief sehr vernünftig und partnerschaftlich die letzten Wochen“, sagte DB-Personalvorstand Ulrich Weber, der sich wie Weselsky zufrieden mit dem Abschluss zeigte. „Es ist das versöhnliche Ende einer turbulenten Tarifrunde.“
Der Kompromiss sieht die zweiprozentige Erhöhung rückwirkend zum 1. Januar vor. Sie gilt für alle Entgelte in der Verdiensttabelle, egal ob die Lokführer Fahrgäste im Nah- und Fernverkehr transportieren oder im Güterverkehr unterwegs sind. Die Laufzeit des neuen Vertrages beträgt 18 Monate - gilt also bis Ende Juni 2012. Bis zum Sommer nächsten Jahres ist die Streikgefahr damit gebannt. Die DB-Lokführer hatten zuletzt 2008 ein Tarifplus von 11 Prozent erkämpft. 2009 erstritten sie sich eine Steigerung von 4,5 Prozent.
Ein Ergebnis für die übrigen rund 6000 GDL-Lokführer bei den Konkurrenzunternehmen des bundeseigenen Konzerns fehlt hingegen noch. Die Verhandlungen sind mit Ausnahme von Keolis (Eurobahn) festgefahren.
Daher hatte die GDL am Donnerstag aufs Neue zu einem Streik bei den DB-Konkurrenten aufgerufen. Zu den Bestreikten gehörten die großen fünf Bahn-Unternehmen Abellio, Netinera (früher Arriva), Benex, Veolia und Hessische Landesbahn sowie deren Töchter. Der 48-Stunden-Ausstand sollte bis Samstagmorgen laufen. Nach Angaben der GDL blieben am Freitag bei den Bahn-Konkurrenten 70 Prozent der Züge stehen.
GDL-Chef Weselsky hatte bereits den langen Atem der Lokführer und die gut gefüllte Streikkasse der GDL hervorgehoben. Er sagte am Freitag, eine Einigung mit den DB-Konkurrenten sei sowohl rechtlich als auch wirtschaftlich möglich. Den Bahn-Wettbewerbern aber gehe es „ums Prinzip“, es gehe um eine Machtfrage.
Die GDL-Lokführer würden weiter für ein einheitliches Lohngefüge und einheitliche Einkommen kämpfen. Sofern Bahn-Unternehmen bereit seien, ohne Vorbedingungen mit der GDL zu verhandeln, würden sie von Streiks verschont bleiben.