Telekom-Chef drückt aufs Tempo: Trendwende im US-Geschäft
Bonn (dpa) - Getragen von kräftigen Zuwächsen in den USA ist die Deutsche Telekom mit ihrem neuen Vorstandschef Tim Höttges wieder auf Kurs.
Bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Bonn kündigte Höttges weitere Investitionen in den Netzausbau und die Kundengewinnung an.
Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt als oberster Lenker des Bonner Konzerns präsentierte der Manager eine fast makellose Bilanz: So kletterte der Umsatz, bedingt auch durch die Fusion der US-Tochter mit dem Konkurrenten MetroPCS, im vergangenen Jahr um 3,4 Prozent auf 60,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand mit 930 Millionen Euro wieder ein Gewinn.
Ein Jahr zuvor hatte die Telekom wegen milliardenschwerer Abschreibungen auf die US-Mobilfunksparte noch hohe Verluste zu verkraften. „Wir haben weiter Gas gegeben“, sagte Höttges, der mehrere Jahre lang Finanzchef der Telekom war, bevor er Anfang dieses Jahres Nachfolger von René Obermann an der Konzernspitze wurde.
Die eingeschlagene Offensive bei den Investitionen ins Festnetz und den Mobilfunk will die Telekom in den kommenden Jahren fortsetzen. Im vergangenen Jahr beliefen sie sich auf fast 9 Milliarden Euro, ohne die Ausgaben von 2,2 Milliarden Euro für neue Mobilfunkfrequenzen.
Den Ausbau der Netzinfrastrukturen, wie die schnelle LTE-Technik im Mobilfunk und Glasfaseranschlüsse im Festnetz, sieht Höttges als eine Hauptaufgabe: „Ich bin davon überzeugt, die Kunden wollen immer den schnellsten Zugang“. Bis 2018 soll dieser Prozess abgeschlossen sein.
Für ihre US-Tochter sehen die Bonner inzwischen bessere Perspektiven. Dabei sprach Höttges von einer „beeindruckenden“ Wende. So kletterte die Kundenzahl 2013 um 4,4 Millionen auf 46,7 Millionen. An der Börse sei der Wert von T-Mobile US zwischen April und Dezember 2013 um 53 Prozent auf 46 Milliarden US-Dollar gestiegen.
Die Telekom-Aktionäre, die sich seit einem Jahr wieder über allmählich steigende Kurse freuen dürfen, sollen eine unveränderte Dividende in Höhe von 0,50 Euro je Aktie erhalten. Ende 2012 hatte die Telekom wegen der geplanten massiven Erhöhung der Investitionen eine Kürzung der Ausschüttung um 0,20 Euro je Aktie für die Jahre 2013 und 2014 beschlossen. An der Börse waren die Anleger dennoch enttäuscht: Die T-Aktie verlor zeitweise mehr als vier Prozent.
Höttges äußerte sich gleich zu Beginn der Bilanzpressekonferenz auch zu Gerüchten über Probleme bei einem möglichen Verkauf von T-Mobile US an den Konkurrenten Sprint. Demnach habe Höttges vor Topmanagern gesagt, er halte einen Verkauf der Sparte wegen Bedenken amerikanischer Regulierer für weniger wahrscheinlich. Dieses Thema sei in den vergangenen Tagen in der Führung nicht besprochen worden, sagte Höttges.
Zu einer möglichen weiteren Konsolidierung des US-Marktes äußerte sich Höttges insgesamt vage: T-Mobile könne sich allein am Markt behaupten. „Wir haben gute Karten in den USA“. Seit mehreren Wochen wird über einen möglichen Verkauf der Telekom-Tochter an den Wettbewerber Sprint spekuliert.
Im Inland hat sich die Telekom von ihren Wettbewerbern weiter abgesetzt. Am Jahresende lag die Zahl der Mobilfunkkunden bei 38,6 Millionen, ein Plus von 5,6 Prozent. Als einziger Anbieter habe die Telekom in Deutschland Marktanteile bei den Umsätzen hinzugewonnen. Auch mit dem Festnetzgeschäft zeigte sich Höttges zufrieden.
Der negative Trend bei den Anschlüssen sei weiter abgeschwächt und bei Glasfaserverbindungen ein deutliches Wachstum verzeichnet worden. Bleibt ein Wermutstropfen: Beim schnellen Internet treten die Bonner mit knapp 12,4 Millionen Anschlüssen auf der Stelle - hier haben die Kabelnetzbetreiber die Nase vorne.