Motorradboom bringt Händler schon im Winter ins Schwitzen
Dortmund (dpa) - Der Motorradmarkt boomt in Deutschland. Neue Führerscheinklassen, überholte PS-Regelungen und nicht zuletzt das gute Wetter lassen bei Motorradhändlern die Kassen klingeln.
Nach der neuen Führerscheinregelung vom vergangenen Jahr dürfen Einsteiger jetzt 48 PS statt 34 PS fahren. Das habe 2013 zu einem Zuwachs von 59 Prozent in dieser Klasse geführt, teilte der Industrie-Verband Motorrad (IVM) am Donnerstag zum Auftakt der Messe Motorräder (6.-9. März) in Dortmund mit.
Die Hersteller haben sich auf diese Klasse eingestellt und bieten spezielle Neuentwicklungen an. Früher bekamen es Führerscheinneulinge mit gedrosselten Big Bikes zu tun.
Einen ähnlichen Boom hat die Aufhebung der Tempo-80-Beschränkung für die 125er-Klasse ausgelöst. Die Händler verkauften 31 Prozent mehr Leichtkrafträder. Die Maschinen erreichen jetzt etwa Tempo 100 und können auf der Autobahn besser mithalten. Beliebt bei Jugendlichen sind Nachbauten großer Sportmodelle in kleinerem Maßstab.
Im laufenden Jahr erwartet die Branche ein weiteres deutliches Verkaufsplus. Allerdings ließen sich weiter kräftige Steigerungen der Monate Januar und Februar kaum auf das ganze Jahr hochrechnen, schränkt der IVM übertriebene Erwartungen ein. In den ersten zwei Monaten stieg der Absatz von Motorrädern und Rollern ab 125 Kubik um 45 Prozent auf knapp 13 000 Maschinen.
Mit Umsatzzahlen tut sich die Branche schwer. Auf einen Gesamtbetrag von fünf bis sechs Milliarden Euro schätzt der IVM die Einnahmen. Darin seien aber auch Zubehör und Bekleidung enthalten.
Besser im Geschäft sind wieder die Japaner, die traditionell großen Anteil am deutschen Markt haben. Nach jahrelanger Durststrecke rutschen die japanischen Hersteller wieder in die Gewinnzone. Der schwache Yen stärke die Einnahmeseite, sagte ein Vertreter der Marke Kawasaki.
Während der deutsche Markt boomt, lässt die Branche vor allem in Südeuropa Federn. Wo die Wirtschaftskrise noch nicht überwunden ist, geht der Absatz weiter zurück. In Italien, dem Land der schönen Motorräder wie Ducati oder Moto Guzzi, gingen die Neuzulassungen 2013 um rund elf Prozent auf 53 000 zurück. Zum Vergleich: In Deutschland legte der Markt um 2,7 Prozent auf rund 87 000 Maschinen zu.
Noch bis Sonntag zeigen 490 Aussteller in den Dortmunder Westfalenhallen neue Maschinen, Oldtimer, Ausstattung und Reisemöglichkeiten für Motorradfahrer. Erwartet werden rund 100 000 Besucher.