Telekom in den USA in der Klemme

Bonn (dpa) - Starke Geschäfte mit dem mobilen Internet, Gewinn verfünffacht - aber die Aktionäre sind enttäuscht von der Deutschen Telekom. Während sich das lange schwächelnde Deutschland-Geschäft weiter stabilisiert, steckt das Unternehmen vor allem in den USA und einigen osteuropäischen Ländern in der Bredouille.

T-Mobile US verliert Kunden, Telekom-Chef René Obermann sieht dringenden Handlungsbedarf. An der Börse geriet die T-Aktie auch wegen der Verluste im vierten Quartal unter Druck: Am Nachmittag notierte das Papier bei 9,75 Euro und lag damit knapp 1,7 Prozent im Minus. Damit war die Telekom der Tagesverlierer im Dax.

Wachstum verbuchte die Telekom vor allem mit dem mobilen Internet: Dank des Ansturms der Kunden auf das iPhone von Apple und andere Smartphones stiegen die Erlöse in dem Segment im vergangenen Jahr um rund 30 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro, wie Obermann am Freitag bei der Bilanzvorlage in Bonn sagte.

Doch die Zahl der Telekom-Kunden sinkt weiter: In Deutschland gab die Zahl der Anschlüsse nach Obermanns Angaben im vergangenen Jahr um weniger als 1,6 Millionen auf 24,6 Millionen nach - der geringste Rückgang seit fünf Jahren. Die Zahl der Mobilfunkkunden sank um etwa 11 Prozent auf 34,7 Millionen, allerdings seien gut 8 Millionen inaktive Kunden beispielsweise mit nicht benutzten Prepaidkarten (vorausbezahlte Karten) herausgerechnet worden. Die Zahl der Breitbandkunden stieg dagegen im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent auf 11,9 Millionen.

Doch sitzen dem Konzern die Konkurrenten im Nacken. Vor allem die Kabelnetzbetreiber jagen mit günstigen Angeboten der Telekom die Kunden weg. „Wir müssen die Netze aufrüsten, damit wir gegen die Kabelnetzbetreiber nicht zurückfallen“, betonte Obermann. Hierzu gehören unter anderem auch der Ausbau schneller Funknetze auf LTE-Basis und der Glasfaserausbau. „Wir wollen Breitband für mehr Kundengruppen anbieten.“

Der Konzernchef äußerte sich trotz allem zufrieden mit den Bilanzzahlen des vergangenen Jahres. Der bereinigte Umsatz erhöhte sich leicht auf 62,4 Milliarden Euro. Erstmals wurden die Anteile der ehemaligen britischen Mobilfunktochter herausgerechnet, die im April 2010 in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Orange eingebracht worden war. Auch beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) habe die Telekom ihr Ziel von 19,5 Milliarden Euro erreicht. Im laufenden Jahr sollen am Ende 19,1 Milliarden Euro herausspringen.

Unter dem Strich erwirtschaftete die Telekom im vergangenen Jahr 1,7 Milliarden Euro, fast fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. Allerdings ist der Vergleich verzerrt, weil die Telekom 2009 milliardenschwere Abschreibungen auf das britische Mobilfunkgeschäft vorgenommen hatte.

Für T-Aktionäre soll eine Dividende von 0,70 Euro gezahlt werden, nach 0,78 Euro im Jahr 2009. Einschließlich der bereits abgeschlossenen Aktienrückkäufe in Höhe von 400 Millionen Euro ergebe sich daraus eine Ausschüttungssumme von unverändert 3,4 Milliarden Euro. Vor einem Jahr hatte der Konzern als erstes Dax-Unternehmen seinen Anteilseignern bis 2012 eine Mindestdividende von 0,70 Euro kombiniert mit Aktienrückkäufen versprochen.

Eine der größten Herausforderungen wartet auf Obermann in den USA. Die einstige Perle des Telekom-Konzerns, der viertgrößte Mobilfunkbetreiber in den USA, droht gegenüber ihren Konkurrenten zurückzufallen. Obermann kündigte an, in den kommenden Monaten Kooperationen und Partnerschaften zu prüfen. Schon in diesem Jahr hoffen die Bonner, die Konzerntochter wieder auf Wachstumskurs zu bringen.

Derzeit sei die Wechselrate einfach zu hoch, das müsse geändert werden, betonte Obermann. In den letzten drei Monaten 2010 habe das Unternehmen mit 34 Millionen Kunden rund 318 000 Vertragskunden verloren. Als Gründe nannte er unter anderem das der Telekom fehlende iPhone, das in den USA von AT&T vertrieben wird.