Teures Öl vermasselt Airlines das Geschäft

Singapur (dpa) - Die hohen Ölpreise verteuern Flugtickets und bremsen so die Nachfrage - den Airlines wird dadurch das in diesem Jahr erwartete gute Geschäft vermasselt. Der Weltverband der Fluggesellschaften (IATA) hat seine Gewinnprognose von März am Montag drastisch reduziert: von 8,6 auf 4 Milliarden Dollar (2,7 Mrd Euro).

Im vergangenen Jahr machten die Airlines dagegen trotz Aschewolke ein Riesengeschäft: 18 statt der bislang geschätzten 16 Milliarden Euro Gewinn, berichtete die IATA bei ihrer Jahrestagung in Singapur.

Auf die Industrie kommt nun als nächster Dämpfer der umstrittene Emissionshandel in Europa zu. Der scheidende Generaldirektor Giovanni Bisignani attackierte die beschlossene EU-Abgabe als „Schande“ und warnte vor einem „Krieg“ am Himmel - wenn Staaten außerhalb Europas womöglich als Vergeltung für die verlangten Abgaben ihren Luftraum für europäische Fluggesellschaften sperren.

„Wir müssen BASTA zu Europa sagen“, rief der Italiener. Zu deutsch: „Es reicht!“. Gegen den Emissionshandel wetterte auch Lufthansa-Chef Christoph Franz. Das System habe „massive wettbewerbsverzerrende Wirkung“, sagte er. China, die USA und Russland hätten schon Vergeltungsmaßnahmen angekündigt.

Die EU verlangt von allen Airlines, die Europa anfliegen, ab dem 1. Januar 2012 Gebühren für den Kohlendioxid-Ausstoß. Wer von Asien mit Zwischenstopp in der EU in die USA fliegt, muss für die ganze Strecke zahlen. Wer dieselbe Strecke über einen der Golfstaaten fliegt, bleibt dagegen verschont. „Das ganze ist ein Anreiz zur Verlagerung des Verkehrs über den Mittleren Osten“, sagte Franz. US-Fluggesellschaften haben gegen die Pläne geklagt. Der Lufthansa-Chef sprach sich für eine Verschiebung der Einführung aus. Es müssten Alternativen gefunden werden. Allein die Lufthansa rechnet mit 150 bis 350 Millionen Euro Kosten pro Jahr für die Verschmutzungszertifikate.

Die IATA geht inzwischen von einem Ölpreis von 110 Dollar pro Barrel aus. Für 2011 entspräche das Gesamtkosten der Industrie von 176 Milliarden Dollar oder 30 Prozent der Gesamtkosten des Fluggeschäfts. Vor zehn Jahren betrug der Anteil nur 13 Prozent. „Jeder Dollar Anstieg kostet die Fluggesellschaften 1,6 Milliarden Dollar“, sagte Bisignani. Neben den Ölpreisen nannte er auch das Erdbeben und den Tsunami in Japan als Dämpfer für das Geschäft, ebenso die politischen Unruhen im Nahen Osten und Nordafrika.

Weil die Tickets durch die Benzinabgaben teurer geworden sind, revidierte die IATA auch ihre Nachfrageprognose: sie rechnet in diesem Jahr nur noch mit 4,4 Prozent mehr Passagieren, nicht mehr 5,6 Prozent wie noch im März. Das Frachtgeschäft wachse voraussichtlich nur um 5,5 (6,1) Prozent. Nicht nur Urlauber überlegen zweimal, ob sie fliegen wollen, auch im lukrativen Business-Geschäft dürfte die Nachfrage nur noch um 5 statt 6 Prozent wachsen, meint die IATA. In Europa breche der Gewinn ein von 1,9 Milliarden Dollar 2010 auf 500 Millionen Dollar in diesem Jahr ein.

In der IATA sind 230 Fluggesellschaften organisiert, die nach Angaben des Verbandes zusammen 93 Prozent des globalen Flugverkehrs abwickeln. Bisignanis Nachfolger an der Spitze der IATA wird zum 1. Juli der ehemalige Chef der Cathay Pacific, der Brite Tony Tyler. An der zweitägigen Tagung des Weltverbands nehmen rund 700 Vertreter der Fluggesellschaften teil.