Thyssen kann umbauen
Der Aufsichtsrat hat grünes Licht für den Umbau gegeben, bei dem auch tausende Arbeitsplätze wegfallen werden.
Düsseldorf. Die Erleichterung nach dem für ihn positiven Ausgang der gestrigen Aufsichtsratssitzung war Thyssen-Krupp-Chef Ekkehard Schulz deutlich anzusehen: "Der Aufsichtsrat hat den Vorschlägen des Vorstands zum Konzernumbau einstimmig zugestimmt", verkündete er in Düsseldorf. Alle - einschließlich der Arbeitnehmerbank, die in den letzten Tagen 15 000 Beschäftigte zu Aktionstagen gegen die Pläne aufgerufen hatte - konnten sich auf eine "Essener Erklärung" einigen, die Grundsätze für Beschäftigung, Einkommen und Mitbestimmung im Rahmen der strukturellen Neuordnung sicherstellt.
Schulz bedankte sich für das Zustandekommen des Kompromisses beim Stiftungs-Chef Berthold Beitz (95), der als Moderator eine "ganz entscheidende" Rolle gespielt habe. "Beitz ist eine Institution", sagte Schulz, er genieße auch bei der Arbeitnehmerseite immer noch "unheimlich großes Vertrauen". Die Krupp-Stiftung ist gleichzeitig mit einem Anteil von 25,01 Prozent größter Aktionär bei Thyssen-Krupp.
Nachdem der Weg jetzt frei ist, soll die Neuordnung bis zum 1.Oktober dieses Jahres umgesetzt werden, kündigte der Thyssen-Krupp-Chef an. Die bisherigen Zwischenholdings würden, wie bereits am 27. März bekannt gegeben (wir berichteten), aufgelöst und die Geschäfte in acht Bereiche aufgeteilt, die direkt an die Leitung der AG berichten.
Laut Schulz werden die dezentralen Einheiten durch den Umbau gestärkt, weil sie näher an die Zentrale heranrückten, schnellere Entscheidungen des Vorstands herbeiführen und unternehmerischer ausgerichtet seien. Der Thyssen-Krupp-Chef: "Auch wenn immer das Gegenteil behauptet wird - wir führen den Konzern deutlich dezentraler als bisher".
Für ihre Zustimmung zum Konzept haben Betriebsräte und IG Metall, die bei der Abschaffung der Zwischenholdings auch den Wegfall von insgesamt 50 Posten befürchteten, der Konzernspitze die Neu-Einrichtung von Beiräten zu weiter bestehenden Aufsichtsräten abgerungen. "Es fallen aber einige Posten weg, es ist eine deutliche Verringerung", sagte Schulz. Auch die Mitbestimmung wird nicht angetastet. Für die Stahl-Sparte gilt weiterhin die Montan-Mitbestimmung.
Konkrete Zahlen für den Personalabbau nannte Schulz erneut nicht. Er wies auf eine Analyse hin, die in zwei Monaten fertig sein soll. "Dann wissen wir, mit wie viel weniger Funktionen wir auskommen, sagte er. Die IG Metall befürchtet den Wegfall von bis zu 5000 der weltweit 200 000 Stellen. Der Umbau soll jährlich 500 Millionen Euro einsparen, zu gleichen Teilen an Sach- und Personalskosten. Das laufende Geschäftjahr wird der Konzern eventuell mit einem Milliardenverlust abschließen.