Thyssen-Krupp-Chef Cromme: Seit Jahrzehnten an den Schalthebeln der Macht
Thyssen-Krupp-Chefkontrolleur Gerhard Cromme denkt offenbar noch nicht ans Aufhören.
Essen. Wenn Thyssen-Krupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme am Montag seinen 70. Geburtstag feiert, steht der Ruhestand für den machtbewussten Manager offenbar noch lange nicht an. Immer noch zieht der promovierte Jurist die Strippen, auch bei Siemens ist er Chefaufseher. Cromme gehört zu den mächtigsten deutschen Managern.
Spätestens seit dem 200-Jahr-Fest von Krupp vor gut einem Jahr gilt der langjährige Krupp-Manager auch als designierter Nachfolger des mächtigen Chefs der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz (99). Er war es auch, der Ende vergangenen Jahres dem von Rücktrittsforderungen bedrängten Thyssen-KruppChefaufseher den Rücken stärkte. „Cromme bleibt“, gab Beitz damals zu Protokoll.
Die Krupp-Stiftung ist nicht nur wichtigster Großaktionär des Dax-Schwergewichts, sondern verfügt seit 2007 auch über das Sonderrecht, bis zu drei Aufsichtsräte ohne Beschluss der Hauptversammlung in das Gremium entsenden zu können. Auch Chefaufseher Cromme sitzt mit dem „Ticket“ der Stiftung in dem Gremium.
Von heftiger Aktionärsschelte vor dem Hintergrund eines Milliardenverlusts bei Thyssen-Krupp hatte sich Cromme zuletzt nur wenig beeindruckt gezeigt. Nahezu ungerührt ließ er auch die Beschimpfung als „größte Teflonpfanne der Republik“, an der kein Makel anhaften will, über sich ergehen. „Lassen Sie sich da nicht beirren“, appellierte er an die Aktionäre. Seit Donnerstag liegt auch eine Anfechtungsklage gegen seine Entlastung beim Landgericht Dortmund vor. Das Thema ist also noch nicht vom Tisch.
Während der Stahlkrise hatte Cromme 1986 den Vorstandsvorsitz der Krupp Stahl AG übernommen. Bereits ein Jahr später legte er Pläne zur Schließung des traditionsreichen Krupp-Hüttenwerks in Rheinhausen vor und löste damit einen erbittert geführten Arbeitskampf aus.
Nur zweieinhalb Jahre nach seinem Eintritt in das Unternehmen übernahm Cromme 1989 die Führung des Krupp-Konzerns. Für großes Aufsehen sorgte bereits wenig später der Einstieg von Krupp bei Hoesch. Ein noch größerer Coup gelang Cromme mit der von ihm eingefädelten Fusion mit dem Düsseldorfer Erzrivalen Thyssen. 2001 wechselte er an die Spitze des Aufsichtsrats des neuen Konzerns.