Angst vor Fusion mit Tata Thyssenkrupp-Stahlkocher befürchten massive Jobverluste
Duisburg (dpa) - Rund 7500 Stahlkocher haben in Duisburg gegen drohende Einschnitte beim größten deutschen Stahlkonzern Thyssenkrupp demonstriert. Sie befürchten neben einem bereits angekündigten massiven Sparprogramm auch eine mögliche Fusion der Stahlsparte mit dem Konkurrenten Tata.
Der frühere IG-Metall-Chef Detlef Wetzel forderte bei der Kundgebung einen Stopp der seit Monaten laufenden Fusionsgespräche. Wetzel ist Mitglied im Aufsichtsrat der Thyssenkrupp-Stahlsparte.
Durch das bereits vorgelegte Einsparprogramm seien zusätzlich bis zu 4000 Stahl-Arbeitsplätze an allen Standorten in dem Konzern bedroht, meinte Wetzel. „Wie viele Stellen in Summe betroffen sein werden, steht derzeit noch nicht fest. Ein Abbau von 4000 Stellen ist aber nicht Teil der Planung“, erklärte dagegen ein Sprecher des Unternehmens. Der Betriebsrat kündigte Widerstand gegen die Pläne des Konzerns an. „Wir kämpfen um jede Anlage und jeden Standort“, sagte der Betriebsratschef des Werks Hüttenheim, Werner von Häfen.
Der Konzern hatte angekündigt, in den kommenden drei Jahren in der europäischen Stahlsparte rund 500 Millionen Euro einsparen zu wollen. Angaben zu möglichen Stellenstreichungen hat das Unternehmen bislang nicht gemacht. Der Betriebsrat befürchtet jedoch massive Einschnitte bei den knapp 27 000 Stahl-Arbeitsplätzen.
Am Donnerstag will der Aufsichtsrat der Stahlsparte über das geplante Sparprogramm beraten. Beschlüsse werden von der Sitzung allerdings nicht erwartet. Zusätzlich zu den Einsparplänen verhandelt das Unternehmen bereits seit Monaten mit dem Konkurrenten Tata über eine mögliche Fusion der Stahlsparte.
Wetzel warf dem Vorstand des Konzerns vor, zusätzlich zu den geplanten Einsparungen den Zusammenschluss mit Tata „auf Biegen und Brechen“ durchziehen zu wollen. „Die Bedrohung durch das Fusionsszenario ist enorm“, sagte er. Der NRW-Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler, forderte vom Thyssenkrupp-Vorstand die Vorlage der Pläne. „Tata ist kein verlässlicher Partner“, sagte er.
Für die NRW-Landesregierung übte auch Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) Kritik an den Fusionsplänen. „Die Entscheidungen über den Stahlstandort müssen auch künftig in Duisburg und Essen fallen und nicht in London, Mumbai oder den Niederlanden“, sagte er. Duin forderte den Konzern auf, „endlich ein Zukunftskonzept auf den Tisch zu legen“. „Ohne Stahl ist NRW nicht denkbar“, sagte er.
Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann warf dem Unternehmen vor, die Mitbestimmung zu missachten. „Wir gehen in die Offensive für mehr Mitbestimmung“, kündigte er an.