ThyssenKrupp treibt Konzernumbau voran
Essen (dpa) - Der größte deutsche Stahlkonzern treibt den von Konzernchef Heinrich Hiesinger angekündigten Umbau weiter voran. Bereits ab Anfang kommenden Monats soll nun zunächst das Edelstahlgeschäft selbstständig geführt werden, teilte das Unternehmen am Dienstag in Essen mit.
Vom 1. August an soll das Edelstahlgeschäft in einer Holding-Struktur mit einem eigenen Vorstand geführt werden. Derzeit ist die Zukunft der Sparte noch unklar. Möglich ist nach Angaben des Unternehmens ein Börsengang ebenso wie ein Verkauf oder auch eine einfache Ausgliederung, bei der ThyssenKrupp weiter Haupteigentümer bleibt.
Die Optionen sollen nun von drei Banken geprüft werden. In der Eigenständigkeit sieht der Konzern größere Chancen für die Sparte, die sich dann etwa flexibler einen Partner suchen könnte. In der Branche gibt es nach Einschätzung von Experten hohe Überkapazitäten. Vorstandschef der Sparte wird Clemens Iller, der bereits seit 2009 für dieses Geschäft verantwortlich ist.
Zuvor hatte die EU dem Unternehmen grünes Licht für den Verkauf seiner Metallumformsparte an den spanischen Autozulieferer Gestamp gegeben. Es gebe ausreichend Konkurrenten in allen Märkten, teilte die EU-Kommission am Dienstag nach einer Prüfung mit. Über den Kaufpreis hatten die Unternehmen Stillschweigen vereinbart, er liegt nach früheren Angaben im deutlich dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Die Metallumformsparte stellt in ihren Werken in Deutschland, Frankreich, England, Spanien, Polen, der Türkei und in China Fahrwerk- und Karosseriebauteile für die Automobilindustrie her. Die Gruppe hat 5700 Beschäftigte und erzielte im Geschäftsjahr 2009/10 einen Umsatz von knapp 1,1 Milliarden Euro. Bei ThyssenKrupp zählte sie seit längerem nicht mehr zum Kerngeschäft. Gestamp hat rund 18 000 Mitarbeiter in 20 Ländern. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete es einen Umsatz von gut drei Milliarden Euro.
ThyssenKrupp-Chef Hiesinger hatte angekündigt, mit dem tiefgreifenden Konzernumbau die enorme Verschuldung des Konzerns zurückführen und Wachstum ermöglichen zu wollen. Mit dem im Mai vom Aufsichtsrat gebilligten Umbauprogramm will der seit Januar amtierende Vorstandschef sich von Unternehmensteilen mit einem Umsatz von rund zehn Milliarden Euro und von 35 000 der rund 180 000 Beschäftigten trennen.