Trotz Gewinnsprungs bei Scania: VW stockt Angebot nicht auf
Södertälje/Wolfsburg (dpa) - Volkswagen will für die Komplettübernahme seiner Lkw-Tochter Scania auch nach deren überraschend gutem Jahresstart kein zusätzliches Geld auf den Tisch legen.
Am Freitagmorgen hatte das schwedische Unternehmen für die ersten drei Monate einen Gewinnsprung vermeldet und im Kerngeschäft vor Zinsen und Steuern deutlich mehr Geld verdient als von Experten erwartet. Doch wer nach dem Blick in den Geschäftsbericht auf eine Aufstockung des Angebots aus Wolfsburg gesetzt hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Zur Mittagszeit stellte der zweitgrößte Autobauer der Welt per Mitteilung klar: nachgebessert wird nicht.
„Wie bereits dargelegt, ist Volkswagen davon überzeugt, dass das Angebot für die Scania-Aktionäre attraktiv ist und zu einer nachhaltigen, klaren und für Scania vorteilhaften Eigentümerstruktur führen wird“, hieß es aus Wolfsburg. Das Angebot von 200 Kronen je Aktie werde nicht erhöht.
VW will sich die Übernahme 6,7 Milliarden Euro kosten lassen. Allerdings schlägt der Autobauer nur zu, wenn er mindestens 90 Prozent aller Papiere auf sich vereinen kann. Diesen Anteil braucht Volkswagen, um Scania von der Börse nehmen zu können. Mit diesem Schritt soll die konzerninterne Zusammenarbeit mit der Tochter MAN auf Trab gebracht werden, die sich bislang ziemlich holprig gestaltet.
Rund 200 Millionen Euro an jährlichen Einsparungen sind zwar greifbar, langfristig will Volkswagen aber mindestens 850 Millionen Euro heben. Doch das ist in der aktuellen Eigentümerstruktur nicht drin. Volkswagen hält zwar zusammen mit zusätzlichen Anteilen von MAN 62,6 Prozent des Kapitals und 89,2 Prozent der Stimmrechte an Scania. Trotzdem können die Wolfsburger weitreichende Entscheidungen nicht an den übrigen Eigentümern vorbei treffen.
Der unabhängige Teil des Scania-Verwaltungsrates empfahl den Aktionären Mitte März bereits, die Offerte auszuschlagen. 200 Kronen je Aktie würden trotz eines Aufschlags von über einem Drittel auf den letzten Kurs nicht den wahren Wert des Unternehmens widerspiegeln. Bis zum 25. April läuft das VW-Angebot noch.
Die Geschäftslage ist laut Scania-Chef Martin Lundstedt ausgesprochen gut. Für das laufende Jahr und die weiteren Aussichten zeigte er sich am Freitag optimistisch. Bereits in den ersten beiden Monaten des Jahres hatte der europäische Branchenverband Acea über kräftig steigende Zulassungszahlen berichtet.
Vor Zinsen und Steuern hatte im Scania zwischen Januar und März im Kerngeschäft knapp 2,3 Milliarden schwedische Kronen (248,5 Millionen Euro) verdient und damit 17 Prozent mehr als im ersten Quartal 2013. Auch die Zahl der neu bestellten Lastwagen legte zu.