Trübe Aussichten für Lufthansa

Frankfurt/Main (dpa) - Mit einem strengen Sparprogramm und einer harten Linie gegen Verlustbringer will die Lufthansa den schlechten Geschäftsaussichten für 2012 entgegensteuern.

Europas umsatzstärkster Luftfahrtkonzern erwartet auch nach Trennung von der verlustreichen britischen Tochter bmi für das laufende Jahr einen sinkenden operativen Gewinn im mittleren dreistelligen Millionenbereich.

Das wäre bei leicht steigenden Umsätzen erneut weniger als im Vorjahr, als der Konzern bereits einen Rückgang um ein Fünftel auf 820 Millionen Euro verbucht hatte. Gründe für die weiterhin negative Entwicklung seien der historisch hohe Ölpreis und weitere Belastungen durch Steuern und Abgaben, erklärte Lufthansa-Chef Christoph Franz am Donnerstag. Die höheren Kosten könnten im Wettbewerb nicht ohne weiteres an die Kunden weitergegeben werden. Die Lufthansa-Aktie reagierte auf die ungünstigen Aussichten zunächst mit kräftigen Kursverlusten, die im Handelsverlauf angesichts des guten Börsenklimas aber minimiert wurden.

Franz beklagte erneut den unfairen Eroberungswettbewerb der Airlines vom arabischen Golf. Dabei sei klar: „Fliegen muss teurer werden.“ Allein der Aufwand für Kerosin stieg 2011 um mehr als ein Viertel auf 6,3 Milliarden Euro und wird nach vorläufigen Berechnungen in diesem Jahr um weitere 1,2 Milliarden Euro steigen und damit die Personalkosten übertreffen.

Die operative Marge der Lufthansa entfernte sich 2011 mit 3,4 Prozent weiter von der von Franz vorgebenen 8-Prozent-Marke. Lufthansa stehe damit aber noch gut da, sagte Franz. „Der ganz überwiegende Teil der Branche ist krank.“

Sorgen bereitet Lufthansa eine mögliche Ausweitung des Nachtflugverbots an ihrem zentralen Drehkreuz Frankfurt. Die diskutierte Einbeziehung weiterer Nachtrandstunden wäre für das Unternehmen wie auch für den Flughafen ein „Katastrophenszenario“, sagte Franz. Bei einem noch weiter ausgedehnten Start- und Landeverbot seien die Umläufe zahlreicher Interkontinental-Verbindungen nicht mehr möglich. Die drohende Verstetigung des Nachtflugverbots beschränke die Frachttochter Cargo in ihrem Wachstum, sagte Finanzchef Stephan Gemkow. Zugleich betonte er, Frankfurt sei deutlich effizienter als andere Frachtflughäfen, so dass LH Cargo natürlich in Frankfurt bleibe.

Besonders intensiv kümmert sich das Lufthansa-Management derzeit um die 2009 erworbene Austrian Airlines, für deren weitere Sanierung der Aufsichtsrat am Mittwoch zusätzliche 140 Millionen Euro Eigenkapital genehmigte. Zuvor muss aber noch eine Einigung mit den Bordgewerkschaften gelingen, die sich stark gegen die Neufassung und Verschlechterung ihres Tarifvertrags sträuben. Franz verlangte zudem ein Ende der österreichischen wie der deutschen Luftverkehrssteuer.

Für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen bereitet Lufthansa einen Betriebsübergang der AUA auf die Tochtergesellschaft Tyrolean vor, die geringere Tarife zahlt. Mit dieser Konstruktion könne man das volle AUA-Programm inklusive der Interkontinentalflüge abwickeln, sagte Franz. Der strategische Wert der AUA sei unbestritten. Die Österreicher trugen 2011 erneut einen operativen Verlust von diesmal 62 Millionen Euro bei und werden laut Prognose auch 2012 nicht die Gewinnzone erreichen.

2011 hatte die Lufthansa unter dem Strich bei einem Umsatz von 28,7 Milliarden Euro einen Verlust von 13 Millionen Euro ausgewiesen. Allein die zum Jahresende verkaufte British Midlands sorgte für 285 Millionen Euro Miese. Ohne sie hätte es ein deutlich positives Ergebnis von 289 Millionen Euro gegeben, sodass trotz des Verlustes eine Dividende von 25 Cent ausgeschüttet werden soll. Für den bmi-Deal mit der British Airways-Mutter IAG fehlt aber noch die kartellrechtliche Zustimmung der Europäischen Kommission.

Mit dem Sparprogramm „Score“ will Lufthansa den Einkauf zentralisieren, was bereits in diesem Jahr 200 Millionen Euro einbringen werde. Die Verwaltungskosten sollen um ein Viertel sinken, was nicht ohne Stellenabbau abgehen wird. Erstmals soll im Jahr 2015 die volle Ergebnisverbesserung von 1,5 Milliarden Euro in der Bilanz sichtbar sein, sagte Gemkow. Man benötige die stärkere Ertragskraft, um die anstehenden Investitionen zu stemmen.

Alleine in den nächsten sechs Jahren erhalte Lufthansa 170 neue Flugzeuge zum Listenpreis von 17 Milliarden Euro. Auch Flughäfen und weitere Geschäftspartner müssten ihre Sparbeiträge leisten.