Tui trotzt Nordafrika-Unruhen
Hannover (dpa) - Der europäische Reise-Marktführer Tui hat trotz der Unruhen in Nordafrika und der arabischen Welt seinen saisonüblichen Verlust zu Jahresbeginn verringert.
Unterm Strich fiel im zweiten Geschäftsquartal ein Minus von 144 Millionen Euro an, wie der Konzern am Donnerstag in Hannover mitteilte. In den ersten drei Monaten des vorigen Jahres hatte die Tui AG noch mit knapp 178 Millionen Euro in den roten Zahlen gestanden. Der Umsatz wuchs zuletzt um fast 7 Prozent auf etwa 3,1 Milliarden Euro.
Reiseveranstalter fahren im Winter meist ein Minus ein, da sie ihre Kosten nicht decken können. Erst in der Hauptreisezeit im Sommer entstehen Gewinne. Für den weiteren Jahresverlauf rechnet Tui „unverändert mit einem positiven Konzernjahresergebnis“. Auch der Umsatz soll sich im Vergleich zum Geschäftsjahr 2009/10 verbessern.
In der Pauschalreise-Sparte vergrößerte sich der operative Verlust zwischen Januar und März leicht um 4 Prozent auf 255 Millionen Euro. Angesichts der Krise in Ägypten und Tunesien spiegele dies aber eine gute Geschäftsentwicklung bei der Veranstalter-Tochter Tui Travel wider, betonte der Konzern. Buchungsausfälle und Rückholaktionen kosteten das Unternehmen nach eigenen Angaben 38 Millionen Euro. Wegen der späten Osterferien verlagerten sich in diesem Jahr außerdem rund 20 Millionen Euro in das Ergebnis des folgende Quartals.
Auch für das Hotelgeschäft hatten die politischen Umwälzungen in den Urlaubsländern direkte Folgen. Weniger Gäste buchten ein Zimmer in Nordafrika, viele wichen auf die Kanaren und in die Karibik aus. Das operative Ergebnis ging insgesamt um 5 Millionen Euro zurück.
Bei den Kreuzfahrten schrieb Tui auch im Winter schwarze Zahlen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank jedoch von 2,2 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 1,5 Millionen Euro - das Flaggschiff „MS Europa“ musste eine Pause in der Werft einlegen.
Zu der positiven Gesamtentwicklung trug auch die Beteiligung an der Hamburger Container-Reederei Hapag-Lloyd bei, die inzwischen wieder auf Gewinnkurs steuert. Dank kräftig anziehender Frachtraten und höherer Transportmengen stieg das operative Ergebnis im ersten Quartal hier um fast das Doppelte auf knapp 26 Millionen Euro.
Die Tui AG hielt Anfang Mai noch 38,4 Prozent der Hapag-Lloyd-Anteile. Konzernchef Michael Frenzel will sich aber von der Reederei trennen, um das touristische Kerngeschäft zu stärken. Ein zu Ostern geplanter Börsengang war wegen der unsicheren Lage an den Finanzmärkten zunächst verschoben worden. Branchenexperten halten weiterhin auch einen direkten Verkauf der Anteile für möglich.