Uneinigkeit über Dax-Kurs

Frankfurt/Main (dpa) - Mit dem Schwung seines jüngsten Höhenfluges könnte der in der neuen Woche nach Ansicht einiger Experten ein Rekordhoch erklimmen.

Der Leitindex befindet sich derzeit im Spannungsfeld einer weltweit stützenden Geldpolitik und verhaltenen Erwartungen für die beginnende Berichtssaison der Unternehmen. Deshalb warnen andere Experten vor zuviel Euphorie.

Der Dax hatte am Freitag 0,07 Prozent schwächer bei 8331,57 Punkten geschlossen. Auf Wochensicht schaffte der Leitindex aber einen Anstieg um knapp anderthalb Prozent.

Die US-Notenbank Fed hatte zuletzt ihr Versprechen einer noch
lange lockeren Geldpolitik bekräftigt. „Nach den beruhigenden Worten von Fed-Chef Bernanke bleibt die Aussicht auf eine anhaltend üppige Liquiditätsversorgung bestehen“, schreiben die Experten der Landesbank Berlin (LBB). Dank moderater Aktienbewertungen, fehlender Anlagealternativen und eines aussichtsreichen Chartbilds werde der deutsche Leitindex wohl schon in den nächsten Wochen einen Angriff auf sein bisheriges Rekordhoch wagen.

Derweil sind die Kapitalmarktspezialisten der DZ Bank mit Blick
auf die europäische Berichtssaison skeptisch. Die Quartalszahlen der
hiesigen Unternehmen dürften hinter denen ihrer US-Konkurrenten
zurückbleiben, da auch die Konjunkturerholung in Europa der
Entwicklung in den USA hinterher hinke, heißt es in einer aktuellen
Studie. Dies gelte vor allem für Unternehmen mit einem starken
Heimatgeschäft. Doch auch Firmen mit einer hohen Abhängigkeit von China „werden mutmaßlich noch keine großen Gewinnsprünge vermelden“.

Generell „vorerst wenig Luft nach oben“ für die Börsenkurse sieht Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Die Gewinnperspektiven der Unternehmen seien zunächst eher durchwachsen, betont der Experte. Bei den stark exportorientierten Dax-Unternehmen bremse die weltweit geringe Wachstumsdynamik. Auch das langjährige Saisonmuster spreche gegen steigende Aktien, da das dritte Quartal für gewöhnlich das schwächste des Jahres sei.

In der neuen Woche nimmt die Berichtssaison auch in Deutschland
Fahrt auf. Dabei bleibt es im Dax noch relativ ruhig. Den Startschuss
gibt am Mittwoch Daimler mit endgültigen Quartalsresultaten. Tags darauf folgen BASF und die Deutsche Börse. Deutlich mehr los ist in den Nebenwerte-Indizes MDax und TecDax: Nach Dialog Semiconductor und Stratec Biomedical (beide Dienstag) folgen am Mittwoch Telefonica Deutschland, Kontron, MTU und Puma. Am Donnerstag steht eine wahre Zahlenflut an: Dann berichten Gildemeister, Krones, Vossloh, Wincor Nixdorf, die Software AG und Aixtron über ihre Geschäftsentwicklung.

Konjunkturseitig richten sich die Blicke vor allem auf die
Entwicklung in den USA. Neben Daten zum US-Immobilienmarkt steht das von der Universität Michigan ermittelte Verbrauchervertrauen auf der Agenda (Freitag). In der Eurozone werden am Dienstag Daten zum Verbrauchervertrauen veröffentlicht. Außerdem sollte das deutsche Ifo-Geschäftsklima (Donnerstag) viel Beachtung finden.