Unternehmen: Norwegen - Frauenquote für Aufsichtsräte
40 Prozent weibliche Mitglieder sind gesetzlich vorgeschrieben. In Deutschland gibt es das nicht. Hier dominieren die Männer.
Düsseldorf. Mimi Berdal war eine sehr erfolgreiche Anwältin. Bis 2002 in Norwegen ein Gesetz auf den Weg gebracht wurde, das für Aufsichtsräte börsennotierter Firmen eine Frauenquote von 40 Prozent vorsah.
"Jeder hat die wenigen Frauen angerufen, die man von früher kannte", sagt die 49-Jährige, deren Telefon plötzlich nicht mehr still stand. Ihre Karriere als Anwältin hat Mimi Berdal gegen das Amt eines Aufsichtsratsprofis getauscht und sitzt mittlerweile bei zwölf Firmen in der Kontrollzentrale.
Vor sieben Jahren lag der Frauenanteil in norwegischen Aufsichtsräten bei sechs Prozent. Was international normal ist, galt in Norwegen, wo in der Politik Gleichberechtigung seit langem festgeschrieben ist, als skandalös. Der damalige konservative Wirtschaftsminister Ansgar Gabrielsen forderte die Frauenquote, die seit Anfang 2008 verbindlich ist. Bei Missachtung des Gesetzes droht nicht nur der Verlust der Börsenzulassung, sondern gar die Zwangsauflösung.
Unternehmen mit gemischter Führung seien erfolgreicher und würden einen höheren Gewinn abwerfen als männerdominierte, lautete Gabrielsens Begründung. Ob er damit recht hat, ist noch nicht bewiesen, da es bislang keine wissenschaftliche Studie gibt.
In Deutschland wird über solche Regelungen zwar immer mal wieder diskutiert, ein entsprechendes Gesetz gibt es aber nicht. Trotzdem liegt Deutschland im europäischen Vergleich mit einem Frauenanteil von 13Prozent in den Top-Gremien der Wirtschaft knapp über dem europäischen Durchschnitt von 11 Prozent.
Hinter dem Spitzenplatz (Norwegen: 41 Prozent) folgen mit deutlichem Abstand Schweden (27 Prozent) und Finnland (20 Prozent) - ganz ohne Quotenregelung. In Schweden wurde sogar vor drei Jahren ein entsprechendes Gesetz abgelehnt.
Doch nicht nur in den Aufsichtsräten, auch in den Vorständen deutscher Spitzenunternehmen sind Frauen eine Seltenheit. So gibt es in den zehn umsatzstärksten Unternehmen 68 Vorstandspositionen - davon ist mit Barbara Kux (Siemens) aber nur eine einzige mit einer Frau besetzt.
Dies geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hervor. "Insgesamt hat sich im Vergleich zu den Vorjahren an der Zusammensetzung der Spitzengremien kaum etwas verändert", sagt DIW-Expertin Elke Holst.
Neben Aufsichtsräten und Vorständen sind auch Chefposten eine Domäne der Männer. Eine Befragung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unter etwa 16000Betrieben hat ergeben, dass jeder zehnte beschäftigte Mann, aber nur jede 25. Frau eine Chefposition inne hat.
Dieses Verhältnis habe sich seit 2004 kaum verändert. "Die Gründe, warum Frauen selten in Führungspositionen zu finden sind, liegen vor allem in der schwierigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie", sagt Ute Leber, eine der Autorinnen der Studie.