Firmengründer Abenteuer Selbstständigkeit

1691 Firmengründungen gab es 2019 in Krefeld. In der gleichen Zeit gaben 1495 Unternehmen auf. Was Gründer beachten sollten.

Jungunternehmerin Alexandra Golonai mit IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (r.) und IHK-Existenzgründungsberater Pascal Görigk.

Foto: IHK

„Die Gesellschaft braucht Gründer. Menschen, die den Sprung in die unternehmerische Selbstständigkeit wagen, sind wertvoll für die Wirtschaft.“ Das sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Und er begründet das auch: „Sie bereichern den Markt mit neuen Produkten, Prozessen, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen, und sie sorgen für Wertschöpfung sowie für Arbeits- und Ausbildungsplätze.“

Aber wie sieht es mit solchen Unternehmensgründungen in Krefeld aus? Der aktuelle IHK -Gründerreport 2020, der sich auf die Wirtschaftsvorgänge im Jahr 2019 bezieht, registriert leicht rückläufige Zahlen: Hatte es im Jahr 2018 in Krefeld noch 1736 Firmengründungen gegeben, so haben 2019 in der Stadt nur noch 1691 Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Ein Minus von knapp 2,6 Prozent. Im Landestrend sieht es anders aus. In NRW nahm die Zahl der Neugründungen um knapp zwei Prozent auf 122 320 zu. Wobei der Bereich Dienstleistungen weit vorn rangiert, vor Handel und Gastgewerbe.

Fast 14 Prozent weniger Unternehmensaufgaben

Aber zurück nach Krefeld. Es gibt ja auch die Kehrseite, die Aufgabe eines Unternehmens: 2019 gaben 1495 Unternehmen in der Stadt ihre Firma auf. Das ist im Vergleich zu 2018 eine positive Zahl – fast 14 Prozent weniger Unternehmensaufgaben als im Vorjahr waren es.

Eine der 1691 Neu-Selbstständigen ist Alexandra Golaona. Die Krefelderin hat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und „Algo-Treffsichere Personallösungen“ gegründet. Das Unternehmen vermittelt Arbeitskräfte auf Honorarbasis, berät Unternehmen und Führungskräfte im Bereich Personalführung und -entwicklung. „Nach 23 Berufsjahren in der Arbeitnehmerüberlassung habe ich mich letztlich entschieden, meinen eigenen Weg zu gehen, da ich im Rahmen meiner Anstellung kein Entwicklungspotenzial mehr erkennen konnte“, erzählt die Gründerin.

Die Zahlen von Neugründungen und Firmenaufgaben muss man freilich mit Vorsicht betrachten. Wenn der IHK-Gründerreport das Geschehen des Jahres 2019 dokumentiert, so ist damit auch gleichzeitig gesagt, dass diese Zahlen nur das Geschehen vor der Coronakrise beleuchten. Im kommenden Jahr, so steht zu vermuten, werden sie schlechter ausfallen. Auch Alexandra Golonai hat die Folgen der Pandemie zu spüren bekommen. „Viele Unternehmen sind derzeit noch zurückhaltend beim Thema Neueinstellungen, da sie eine zweite Infektionswelle befürchten“, berichtet die Gründerin, die sich derzeit vor allem auf Beratungen und Coachings konzentriert.

Gründer selbst müssten
ihren Teil zum Erfolg beitragen

IHK-Hauptgeschäftsführer Steinmetz appelliert daher an die politischen Entscheidungsträger: Gerade jetzt sei es wichtig, dass eine Gründerkultur gefördert werde, die Unternehmertum und Kreativität ermögliche, betont Steinmetz. Jungunternehmer bräuchten Rahmenbedingungen, die es ihnen erlauben, sich voll und ganz auf Kunden und Produkte zu konzentrieren. „Sie sollten weder Zeit noch Energie damit verschwenden müssen, bürokratische Hürden zu überwinden.“ Aber auch die Gründer selbst müssten ihren Teil zum Erfolg beitragen. „Sie müssen gut auf diesen Schritt vorbereitet sein. Dabei unterstützen wir sie gerne“, sagt IHK-Existenzgründungsberater Pascal Görigk und appelliert an alle Gründer, das umfangreiche Beratungsangebot der IHK zu nutzen.

Die Experten sprechen von den „Sieben Sünden“ der Gründer

Laut Gründerreport ist ein guter Businessplan eine hohe Hürde auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Die meisten Existenzgründer gingen unzureichend vorbereitet an den Start. Der Anteil der Existenzgründer, die in ihrem Konzept wesentliche Fragen nicht oder nur unzureichend beantworten konnten, sei nach wie vor groß. Die Experten sprechen von den „Sieben Sünden“ der Gründer (siehe Infokasten). Und weisen auf die zu wenig genutzten Unterstützungsangebote hin.

Bei eben diesen Angeboten hat die IHK durchaus einiges im Angebot. Da gibt es Anleitungen für einen Businessplan, eine Existenzgründerbroschüre, Hinweise zu öffentlichen Finanzierungshilfen und auch Tipps, wie man sich auf das Kreditgespräch mit der Bank vorbereitet. Wer aus der Arbeitslosigkeit heraus ein Unternehmen gründen will, für den ist eine Erstberatung bei der IHK kostenlos. Das Erstellen einer fachkundige Stellungnahme zur Tragfähigkeit der Existenzgründung kostet 78 Euro. Weitergehende Informationen finden Sie auf der Internetseite der IHK unter Service, Gründung & Unternehmensentwicklung.