Utz Claassen: Kämpfer für Gerechtigkeit oder einfach nur gierig?
Akte Utz Claassen: 74 Tage im Job — macht zusammen neun Millionen Euro plus sieben Millionen Abfindung.
Nürnberg. Selten bekommt die Öffentlichkeit solche Einblicke ins „Big Business“ wie im Fall Utz Claassen. Nicht nur wird dessen Millionensalär im Zivilprozess mit dem Solarkrafthersteller Solar Millennium, das ihn 2010 für den Chefsessel angeheuert hatte, ausgebreitet.
Freimütig plaudert der Ex-Chef des Energiekonzerns EnBW in Interviews über die Hintergründe.
Ganze 74 Tage war Claassen in dem Job, dann kündigte er, weil das Unternehmen sich ihm aus seiner Sicht mit einem gar zu rosigen Businessplan vorgestellt habe. In dem vor dem Landgericht Nürnberg ausgetragenen Prozess geht es nicht „nur“ um neun Millionen Euro, die Claassen zum Antritt erhalten sollte.
Auch fordert der Talkshow-erfahrene Manager mit dem unerschütterlichen Gemüt und der ruhigen Stimme noch mal gut sieben Millionen Euro Abfindung.
Dennoch sieht er sich nicht in der Rolle des Raffzahns. Auf die Frage, worum es ihm gehe, antwortete er dem „Handelsblatt“: „Um Wahrheit und Gerechtigkeit.“ Niemand müsse sich dafür schämen, ein attraktives Vertragsangebot anzunehmen.
Und das sah laut dem 48-Jährigen so aus: „Jährliche Grundvergütung von 1,2 Millionen Euro, plus variable Vergütung von 600 000 Euro. Plus zwei Einmalvergütungen von vier und fünf Millionen Euro brutto.“ Schließlich habe er den Ausfall anderer Einkunftsquellen zu verkraften gehabt. Auch habe das Unternehmen ihn an sich binden wollen.
Das ist reichlich misslungen, sonst gäbe es nicht die 6000 Seiten dicke Gerichtsakte, die der Richter am liebsten so schnell wie möglich vom Tisch hätte. Vor ein paar Tagen mahnte er die Streithähne zum Vergleich, das Verfahren könne sich über Jahre hinziehen. Es sei nicht mal gewiss, ob der Euro dann noch die Währung sei.