Geschäftsjahr 2024 Volle Lager: Noch mal weniger Fahrräder verkauft

Berlin · Die Fahrradbranche gehörte während der Corona-Krise eindeutig zu den Gewinnern. Doch die nachfolgende Überproduktion und die abgeflaute Nachfrage bereiten Herstellern und Händlern einen langen Kater.

Der Fahrradhandel hat reichlich Modelle auf Lager.

Foto: Jens Büttner/dpa

Die Fahrradbranche kämpft weiterhin mit Nachwehen der Corona-Krise. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland erneut weniger Fahrräder verkauft und produziert als im Vorjahr, wie der Zweiradindustrieverband in Berlin berichtet. Der Gesamtumsatz ging um 10,3 Prozent auf 6,33 Milliarden Euro zurück.

Hohe Rabatte

Dazu haben unter anderem hohe Rabatte beigetragen, die schnell auf die Bruttopreise gewährt wurden, um die vollen Lager zu räumen. Vor allem E-Bikes sind im Schnitt billiger geworden: Über alle Vertriebskanäle hinweg sank der Durchschnittspreis um 300 Euro auf 2.650 Euro, so der Verband. Für ein Fahrrad ohne Motor mussten die Kunden im Schnitt 500 Euro bezahlen, eine Steigerung um 30 Euro seit dem Vorjahr.

Der Absatz des Fahrradhandels ist 2024 zurückgegangen.

Foto: Jens Büttner/dpa

Das zweite Jahr in Folge wurden in Deutschland mit 2,05 Millionen mehr E-Bikes verkauft als herkömmliche Räder, die auf 1,8 Millionen Stück kamen. Der Gesamtabsatz ging im Vergleich zu 2023 um 2,5 Prozent zurück. Gegenüber dem von der Pandemie geprägten Rekordjahr 2020 hat die Branche aber ein gutes Fünftel oder rund 1,1 Millionen Räder weniger verkauft.

Der Umsatz fiel unter anderem wegen der niedrigeren Endpreise um 10,3 Prozent, blieb aber wegen des weiterhin hohen E-Bike-Anteils mit 6,33 Milliarden Euro deutlich über dem letzten Vor-Corona-Jahr 2019, als nur 4,0 Milliarden Euro erlöst wurden.

Mehr Räder als Menschen

Weiterhin berichtet ein Großteil des Handels über volle Lager, weil Räder aus den Vorjahren nicht vollständig abverkauft werden konnten. Die deutschen Hersteller wie auch die Importeure lieferten 2024 nur noch 3,16 Millionen Räder an den Handel in Deutschland aus nach 4,36 Millionen im Jahr zuvor. Die inländische Produktion sank um 13,8 Prozent auf 2 Millionen Fahrzeuge. Davon hatten 1,4 Millionen einen Elektroantrieb.

Ein Hemmnis für den weiteren Absatz könnte die längere Haltbarkeit der verkauften Räder sein. Nach Einschätzung der Industrie halten die Akkus und damit die gesamten E-Bikes deutlich länger als erwartet und werden entsprechend später verschrottet. In der Folge ist der Bestand von E-Bikes in Deutschland im vergangenen Jahr auf 15,7 Millionen Stück angewachsen. Das sind gut drei Millionen Räder mehr als bei der Fortschreibung früherer Prognosen seit dem Jahr 2014 angenommen wurde. Ihre durchschnittliche Lebensdauer beziffert der Verband nun auf acht bis neun Jahre.

Längst gibt es in Deutschland mehr Fahrräder (88,7 Mio) als Menschen (83,6 Mio). Man sei dennoch weit von einer Marktsättigung entfernt, sagt ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork.

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(dpa)