Verbraucherschützer: Kostenfreie Girokonten sind selten
„Finanztest“ hat Kontomodelle von 104 Instituten untersucht. Kostenlose Angebote sind selten, oft lauern versteckte Gebühren.
Düsseldorf. Nur noch wenige Banken bieten ihren Kunden komplett kostenfreie Konten. Dies ergab eine Untersuchung der Stiftung Warentest, die für ihr Verbrauchermagazin „Finanztest“ 231 Gehalts- und Girokonten von 104 Banken geprüft hat. Dabei fanden sie gerade einmal 23 Kontomodelle, die komplett kostenlos waren. Die Verbraucher-Experten raten, bei Gebühren von über 60 Euro im Jahr das Konto zu wechseln.
Die Banken werben um Verständnis, dass sie im Zuge der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zusätzliche Einnahmequellen generieren müssen, um erfolgreich zu wirtschaften. „Die Kreditinstitute erbringen eine Leistung, die entsprechend bepreist werden muss“, argumentiert Notker Becker, Sprecher des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes.
Teilweise nehmen die Preiserhöhungen absurde Züge an, kritisieren die Verbraucherschützer. Viele Banken entwickelten eine große Kreativität, um Gebühren zu erheben. So ist etwa für Kunden der Frankfurter Volksbank, die ein Konto mit Einzelabrechnung haben, das Geldabheben nur während der Geschäftszeiten der Filiale kostenfrei.
Ärgerlich, aber vermeidbar für Kunden von Online-Banken sind dagegen die Gebühren für „beleghafte Überweisungen“. Ein Knöllchen zum Beispiel, für das ein Parksünder das Überweisungsformular der Polizei nutzt, schlägt bei der Comdirect-Bank mit mit satten 4,90 Euro zu Buche, berichtet Finanztest weiter. Überweist der Falschparker hingegen online, entfällt die Gebühr.
Rechtlich sei dies zwar legitim, aber keineswegs kundenfreundlich, kritisieren die Experten. Erst kürzlich hatte der Bundesgerichtshof entschieden, dass auch Gebühren für eine SMS mit einer TAN berechnet werden dürfen. Das ist aber nur dann zulässig, wenn der Kunde einen Zahlungsauftrag erfolgreich abschließt.
Die Grünen-Verbraucherpolitikerin Nicole Maisch erklärte, es werde angesichts der „Kreativität vieler Banken und Sparkassen bei der Gebührenerhebung“ immer schwieriger für Verbraucher, den Überblick zu behalten. Gängige Leistungen wie Abhebungen müssten wieder einheitlich durch die Kontoführungsgebühr abgedeckt sein, versteckte Zusatzkosten dürfe es nicht geben, forderte sie.
Ein Kontowechsel ist laut Stiftung Warentest relativ einfach, sollte aber gut durchdacht sein. Zunächst sollten Kunden sich nach günstigeren Alternativen zu ihrem bisherigen Kontomodell erkundigen. Die Nutzung von Kontoauszugsdruckern, Geldautomaten und Selbstbedienungsterminals kann ebenfalls zur Ersparnis beitragen.
Seit September 2016 müssen die alte und die neue Bank beim Kontowechsel zusammenarbeiten. Die bisherige Bank muss eine Übersicht aller Buchungen der vergangenen 13 Monate liefern, die künftige Bank soll alle Zahlungspartner über die neue Kontoverbindung schriftlich informieren. Beide Banken haften für Schäden, die aus einem fehlgeschlagenen Kontowechsel entstehen. (KDow/AFP)