Meinung Gebühren-Transparenz
Nicht nur die deutschen Sparer und Verbraucher werden durch die langanhaltende Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) regelrecht enteignet. Auch die Geldinstitute leiden unter diesem Zustand.
Ohne Zinsen fällt es ihnen schwer, auskömmlich zu wirtschaften. Wenn sie überschüssige Liquidität bei der EZB parken wollen, müssen sie sogar Negativzinsen dafür zahlen. Noch reichen sie diese nicht an Privatkunden weiter. Angesichts der langen Durststrecke ohne Zinsen sind inzwischen bei den Banken viele Polster aufgebraucht. Also müssen neue Einnahmequellen her, denn ein Ende der Null-Zins-Politik ist nicht absehbar. Das ist grundsätzlich nachvollziehbar. Es ist schließlich auch nicht im Sinne der Kunden, wenn ihre Bank nicht rentabel arbeitet.
Nicht nachvollziehbar ist die unübersichtliche Gebührenstruktur bei vielen Instituten. Die mangelnde Transparenz hat nämlich Methode. Auf den ersten Blick erscheint das Girokonto kostenlos. Auf den zweiten Blick fallen plötzlich Kosten an, etwa, wenn man Geld außerhalb der Geschäftszeiten am Automaten abholt. Wann, wenn nicht dann, braucht der Kunde einen Automaten? Manche Banken lassen sich die Überweisung am Schalter extra bezahlen, andere Änderungen von Daueraufträgen. So gewinnt man das Vertrauen der Verbraucher nicht.
Fair wäre es, wenn sich die Banken von der Kostenlos-Kultur rund ums Girokonto verabschieden würden. Eine solche ist angesichts der Marktlage nicht mehr zeitgemäß. Eine Standardgebühr für das Girokonto, die jeder nachvollziehen kann und die Kosten deckt, damit kann der Kunde kalkulieren und umgehen.
Das sieht sogar Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, so: „Es muss volle Transparenz gesichert sein. Der Kunde muss wissen, was er für sein Geld bekommt.“ Das klingt gut, ist aber bei den deutschen Banken in der Praxis noch nicht angekommen.