Verbraucherstimmung in Deutschland bleibt stabil

Nürnberg (dpa) - Schuldenkrise, Konjunkturrisiken, Rezessionsängste - die Verbraucher lassen sich von den täglichen Hiobsbotschaften nicht beeindrucken: Das Konsumklima in Deutschland bleibt stabil.

Zum ersten Mal seit fünf Monaten sind zudem die Erwartungen der Bürger an die konjunkturelle Entwicklung gestiegen. Dementsprechend rechnen die Konsumenten auch mit mehr Geld im eigenen Portemonnaie, wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Die Anschaffungsneigung sei allerdings auf hohem Niveau spürbar zurückgegangen. Der Konsumklimaindex für Januar erreicht dennoch erneut 5,6 Punkte.

Auch in der deutschen Wirtschaft hat sich die Stimmung weiter aufgehellt: Obwohl gleich zwei Forschungsinstitute ihre Wachstumsprognose für 2012 am Dienstag weiter reduzierten, stieg der ifo-Index auf 107,2 Punkte. Die befragten Unternehmen schätzten ihre aktuelle Lage unverändert positiv ein und blickten gar optimistischer in die Zukunft als im Vormonat.

Die vollen Auftragsbücher, steigende Löhne und vor allem der robuste Arbeitsmarkt bekräftigen auch die Verbraucher in ihrer Zuversicht. Der seit Monaten andauernde Abwärtstrend bei den Konjunkturerwartungen wurde im Dezember zumindest vorerst gestoppt; dank eines kräftigen Zuwachses erreicht der Indikator nun fast wieder den langjährigen Durchschnittswert. GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl betonte aber: „Das ist weniger steigender Konjunkturoptimismus als sinkender Konjunkturpessimismus.“ Die guten Rahmenbedingungen im Inland seien im Bewusstsein der Verbraucher diesmal nicht so stark von externen Einflussfaktoren wie der Schuldenkrise überlagert worden.

„Ob dieser Trend anhalten kann, bleibt jedoch abzuwarten“, sagte Bürkl in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Denn wenn mehrere Staaten wegen der Schuldenkrise künftig strikt sparen müssten, träfe dies den für die deutsche Wirtschaft besonders wichtigen Export, was sich wiederum auf die Stimmung der Verbraucher auswirke. Die ist im Moment prinzipiell noch gut, denn die Einkommenserwartungen der 2000 von der GfK Befragten haben im Dezember aufgrund der gestiegenen Konjunkturerwartungen und des voraussichtlich auch 2012 robusten Arbeitsmarktes zugelegt.

Die konkrete Kauflust der Deutschen hingegen erlitt nach den Zuwächsen des Vormonats auf hohem Niveau einen Dämpfer. Dennoch tendieren die Verbraucher laut GfK gerade vor dem Hintergrund der verschärften Finanzkrise weiterhin dazu, „eher werthaltige Anschaffungen zu tätigen als ihre finanziellen Mittel gegen historisch niedrige Zinsen auf die hohe Kante zu legen“.

Der Anteil des privaten Verbrauchs am Bruttoinlandsprodukt von derzeit knapp 60 Prozent wird deshalb nach Ansicht der Forscher 2012 weiter steigen. „Wir gehen davon aus, dass der Konsum eine wichtige Stütze sein wird, weil der Außenhandel etwas weiter sinken wird“, sagte Bürkl.

Allerdings seien genaue Prognosen derzeit nur sehr schwer zu stellen - schließlich gebe es gegenläufige Entwicklungen. „Die internen Rahmenbedingungen werden sicherlich stabilisierend wirken“, sagte Bürkl. Die Entwicklung werde aber auch davon abhängen, ob es eine dauerhafte Lösung der Schuldenkrise geben werde oder ob die Bürger deswegen finanziell belastet würden.