Versicherer auf der Jagd nach Rendite
Die Allianz will Immobilien von Aldi Süd kaufen – und damit Geld lukrativ anlegen.
München. Die Zinsflaute an den Kapitalmärkten bringt die Versicherungswirtschaft unter Druck. Vor allem die Lebensversicherer stehen bei Millionen Kunden mit ihren Zinsgarantien im Wort, doch sichere Anlagen wie Staatsanleihen bringen ihnen derzeit nur dürftige Renditen ein.
Deshalb hält die Assekuranz Ausschau nach alternativen Anlagen, wie das Beispiel der Allianz zeigt: Der Versicherer hat ein Auge auf Immobilien des Discounters Aldi Süd geworfen und den geplanten Kauf bereits beim Bundeskartellamt angemeldet.
Die Gründe für das Zinstief liegen in der Niedrigzinspolitik der Notenbanken. Sie soll Kredite verbilligen und helfen, die Wirtschaft anzukurbeln. Doch was Häuslebauer und Wohnungskäufer freut, stellt langfristige Anleger wie die Lebensversicherer und Pensionskassen vor Probleme.
Ihr Garantiezins ist an die Rendite umlaufender festverzinslicher Wertpapiere wie Staatsanleihen gekoppelt. Seit 2007 liegt er bei 2,25 Prozent, über den gesamten Vertragsbestand hinweg liegen die Garantiezinsen derzeit durchschnittlich bei 3,4 Prozent.
Bereits im nächsten Jahr müssen sich Versicherungskunden auf schrumpfende Überschussbeteiligungen einstellen, sagt der Versicherungsanalyst der Landesbank Baden-Württemberg, Robert Mazzuoli. "Die Puffer der Konzerne sind nicht riesig."
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft versucht zwar noch, solche Sorgen zu dämpfen, räumt aber ein: "Bei langfristig niedrigen Zinsen lässt sich auf Dauer eine Senkung der Überschussbeteiligung nicht vermeiden. Die Neuanlage ist in dem jetzigen Niedrigzinsumfeld nicht einfach."
Manche Experten fürchten, dass nicht nur die Überschüsse wackeln. Mazzuoli sieht bei den Garantiezinsen noch keine akute Gefahr - die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sei noch hoch genug, um am jetzigen Niveau festzuhalten.
Sein Kollege Carsten Zielke von der Société Générale ist pessimistischer. "Mit Sicherheit wird die Garantieverzinsung für Neuabschlüsse zum 1. Januar 2011 abgesenkt."
Den Versicherern bleibt nicht viel, um dem Abwärtstrend entgegenzusteuern. So können sie das Geld der Kunden in anderen Ländern mit höheren Zinsen anlegen oder mehr in Aktien investieren.
Für Aktienanlagen sollen sie künftig aber mehr Eigenkapital hinterlegen - so sehen es die Eigenkapitalvorschriften vor, die 2013 in Kraft treten sollen. Die Allianz hatte zuletzt sieben Prozent des Anlagekapitals in Aktien investiert.
Mit Interesse sieht die Branche deshalb den geplanten Immobilienerwerb der Allianz. Der Versicherer will seine Anlagen in diesem Bereich von 17 auf 30 Milliarden Euro aufstocken. Als Vorteil gelten die stetigen Einnahmen in Niedrigzinszeiten. Experten erwarten, dass auch andere Großanleger den Markt unter die Lupe nehmen werden.