China ist die neue Nummer Zwei der Wirtschaftswelt
Das Reich der Mitte muss sich nur noch den USA geschlagen geben. Japan rutscht 2010 auf den dritten Platz.
Tokio/Peking. Der Aufstieg Chinas wirkt unaufhaltsam. Während die Welt mit der Wirtschaftskrise kämpft, erobert sich das Reich der Mitte scheinbar mühelos den Rang als zweitgrößte Volkswirtschaft und verdrängt damit Japan. Mehr als 40 Jahre hatte Japan den Titel der Nummer Zwei hinter den USA inne.
Nach vorläufigen Berechnungen der Regierung in Tokio belief sich Japans Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal auf 1,28 Billionen Dollar, während China auf 1,33 Billionen Dollar kam.
Die Chinesen hatten zuvor Deutschland als Exportweltmeister abgelöst. Sie besitzen mit 2,45 Billionen US-Dollar die weltgrößten Devisenreserven und kaufen heute schon mehr Autos als die Amerikaner. Die Kommunisten in Peking sind schon heute der größte Kreditgeber der verschuldeten USA.
Während Japan mit der Sättigung seines Marktes und Überalterung ringt, hat China viel Potenzial für Wachstum: Die Urbanisierung treibt Millionen in die Städte. Der Lebensstandard kann noch deutlich steigen.
Wird die Wirtschaftsleistung pro Kopf auf die 1,3 Milliarden Chinesen umgerechnet, kommt China gerade mal auf ein Zehntel der USA oder Japans und rangiert neben Ländern wie Algerien oder El Salvador.
Chinas Aufstieg bedeutet nicht gleich den Niedergang Japans. Dessen Wirtschaft wächst, nur langsamer. Der technologische Vorsprung im Autobau, in der Elektronik oder im Maschinenbau ist noch gigantisch, dürfte aber schneller schrumpfen als den Japanern lieb ist.
Sorgsam verfolgte China, wie Japan auf Drängen der USA seine Währung aufgewertet und sich für Konjunkturprogramme hoch verschuldet hat. "Ich denke, wir sollten diesen Pfad nicht auch gehen", sagt Lu Zhengwei, Ökonom der chinesischen Industrial Bank. Als Sparweltmeister könnten sich die Chinesen ohnehin hohe Ausgaben für Infrastrukturprojekte leisten.
Doch die heimische Nachfrage hat China auch nicht ausreichend ankurbeln können. Faule Kredite lauern im System der Banken. Die Ausweitung der Kreditvergabe staatlicher Banken gepaart mit dem Konjunkturprogramm könnte sich als Strohfeuer entpuppen. So ist die Entwicklung trotz beeindruckender Wachstumszahlen nicht nur rosig - auch wenn China als neuer Motor der Weltwirtschaft bejubelt wird.