Versicherungen: Zahlen sich Unisex-Tarife aus?
Ab 21. Dezember werden Frauen und Männer gleich behandelt. Nicht jeder profitiert.
Hamburg. Ab dem 21. Dezember gilt die Gleichberechtigung von Mann und Frau auch bei Versicherungen: Dann sind sie verpflichtet, Unisex-Tarife anzubieten. Doch schon jetzt gibt es erste derartige Angebote. Nach einer Erhebung des Analysehauses Morgen & Morgen gibt es bereits mehr als 70 geschlechtsneutrale Tarife. Besonders groß ist das Angebot bei Rentenversicherungen. Aber auch bei Pflege- und Berufsunfähigkeitsversicherungen gibt es erste Unisex-Tarife. Doch worauf kommt es an?
Die Änderung wirkt sich vor allem auf Personenversicherungen aus. „In erster Linie betrifft das den Bereich der Lebensversicherungen von der Risikopolice bis hin zur Kapitallebensversicherung“, erklärt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg. Neue Tarife wird es zudem bei Berufsunfähigkeitspolicen, Unfall- und privaten Krankenversicherungen geben. „Der einzige Bereich, in dem Sachversicherungen betroffen sind, sind die Kfz-Versicherungen.“
Laut Schätzungen können Verbraucher von den geschlechtsneutralen Tarifen durchaus profitieren. Zu viel sollte man nicht erwarten. Das Beitragsniveau werde aber vermutlich eher nach oben angepasst als gesenkt. Denn aufgrund der neuen Risikoverteilung kalkulierten die Unternehmen einen Sicherheitszuschlag ein. Wichtig: Auf bereits bestehende Verträge haben die Änderungen keine Auswirkungen.
Frauen werden unter anderem bei Rentenversicherungen künftig weniger zahlen. Die Ersparnis kann je nach Beitragshöhe bis zu 100 Euro im Jahr ausmachen. Auch bei der Berufsunfähigkeitsversicherung wird es für weibliche Kunden vermutlich künftig billiger.
Männer können bei den Risikolebensversicherungen sparen. Sie zahlen nach Schätzungen hier künftig bis zu 80 Euro weniger im Jahr. Für Frauen hingegen könnten laut Stiftung Warentest die Preise je nach Anbieter bis zu 55 Prozent steigen. Auch bei der Unfallversicherung könnten Männer künftig bessergestellt werden. Denn bisher zahlen sie hier häufig mehr als Frauen.
Männer und Frauen können mit den neuen Tarifen zwar grundsätzlich besser fahren. Dennoch gilt: Verbraucher sollten bei der Suche nach einer passenden Versicherung nicht nur auf die Beitragshöhe achten, empfiehlt Thorsten Rudnik. „Entscheidend ist, dass die Versicherung dem Bedarf entspricht und die Bedingungen passen.“ Daher kämen Kunden nicht umhin, sich die Verträge genau anzusehen und nach Angeboten zu schauen.