Vodafone bietet eine Milliarde Pfund für Cable & Wireless
London (dpa) - Vodafone will sich eine feste Position im Markt für Breitband-Internet bauen und dafür den britischen Betreiber von Glasfasernetzen Cable & Wireless Worldwide (CWW) kaufen. Nach dem Rückzug des indischen Mitbieters Tata schien der Deal perfekt.
Doch nun könnte der größte Aktionär des Breitband-Spezialisten nach Informationen der britischen Nachrichtenagentur Press Association (PA) den Handelseinigen einen Strich durch die Rechnung machen. Der internationale Fund-Manager Orbis hält 19 Prozent der CWW-Aktien und will dem Deal nicht zustimmen - trotz des 92-prozentigen Preisaufschlags sei CWW bei dem Abschluss unterbewertet worden.
„Auch wenn wir glauben, dass das CWW-Management den Bieterprozess verantwortlich gestaltet hat, werden wir keine unumstößliche Zustimmung oder Bereitschaftserklärung zur Unterstützung der Transaktion abgeben“, sagte ein Sprecher von Orbis der PA. Damit die Übernahme perfekt wird, muss das Vorhaben von 75 Prozent der Aktionäre von Cable & Wireless Worldwide abgesegnet werden.
Vodafones Offerte von 38 Pence je CWW-Aktie in bar stellt einen Preisaufschlag von 92 Prozent zum Kurs des Papiers vom 10. Februar dar. Dies war der letzte Tag vor Beginn des Bieterstreites, an dem auch Tata Communications teilgenommen hatte. CWW hat seinen Aktionären die Annahme des Übernahmeangebots von Vodafone empfohlen. Nach der Offerte von Vodafone war die Aktie des Festnetz-Unternehmens um 14 Prozent auf 36,5 Pence gestiegen. Am Freitag hatte das Papier mit einem Abschlag von knapp sechs Prozent bei 32 Pence geschlossen.
CWW-Chef John Barton sagte, das Übernahme-Angebot sei eine interessante Möglichkeit“ für die CWW-Aktionäre. Beide Unternehmen hatten sich auf einen Preis von 1,04 Milliarden Pfund (1,27 Mrd Euro) geeinigt. Der weltgrößte Mobilfunk-Provider war als letzter Bieter verblieben, nachdem der indische Mischkonzern Tata mit seiner Telekom-Tochter Tata Communications in der vergangenen Woche wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen einen Rückzieher machte. Mit der Übernahme will das Unternehmen sich eine feste Position im Markt für Breitband-Internet auf der Insel aufbauen.
Die Übernahme mache Vodafone zu einem führenden Komplettanbieter im Markt für britische Unternehmenskunden, sagte Vodafone-Chef Vittorio Colao. Neben dem Ausbau seines Wachstumskurses in Großbritannien werde das Unternehmen aber vor allem auch Kosten sparen können, sagte Nick Brown, Analyst bei Espirito Santo Investment Bank in London der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.
Mit einem eigenen Glasfaser-Netzwerk in Großbritannien wird Vodafone nicht mehr gezwungen sein, Gebühren für die Nutzung der Netze seiner Rivalen, etwa der BT Group zu nutzen. Bislang habe Vodafone dem britischen Unternehmen nach Angaben von Bloomberg rund 200 Millionen Pfund im Jahr überwiesen. Zudem will Vodafone nach Angaben der PA Büros schließen und Mitarbeiter in Gebieten entlassen, in denen sich die Angebote der beiden Firmen überlappen. Einzelheiten zu den Plänen wurden bislang nicht genannt.
CWW unterhält das größte Glasfasernetz Großbritanniens. Das Netz aus über 20 000 Kilometer Kabel könnte Vodafone nutzen, um sich als Anbieter schneller, günstiger Datenleitungen zu positionieren - in einer Zeit, in der der mobile Datenverkehr kräftig wächst.
Nach der Abspaltung der Sparte von der Mutter Cable & Wireless Communications im Frühjahr 2010 war das Unternehmen angesichts rückgängiger Geschäfte im Festnetz-Bereich in schwierige Zeiten geraten. Die Wurzeln des Unternehmens gehen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als Cable & Wireless das erste Untersee-Kabel über den Atlantischen Ocean verlegt hatte. In Großbritannien besitzt das Unternehmen das größte Glasfaser-Netz für Unternehmenskunden.