Volkswagen mit starkem Jahresauftakt
Wolfsburg/München (dpa) - Von Wachstumsdelle keine Spur: Trotz schwächelnder Nachfrage in einigen Ländern haben die deutschen Autobauer im ersten Quartal erneut stark beschleunigt.
Volkswagen setzte seine Serie von Verkaufsrekorden fort - auch wenn die Geschäfte im krisengeschüttelten Süd- und Westeuropa nicht mehr so rund liefen. Von Januar bis März lieferten die Wolfsburger 1,36 Millionen Modelle ihrer Kernmarke VW aus. Das waren 10,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie Vertriebsvorstand Christian Klingler am Mittwoch berichtete. Auch der Münchner Rivale BMW legte als direkter Konkurrent der VW-Premiumtochter Audi abermals an Tempo zu.
„Während sich die europäischen Märkte als weiterhin schwierig zeigten, haben wir in Nordamerika und Asien deutlich zulegen können“, sagte Klingler. Auch in Europa gelang eine Steigerung, in Westeuropa außerhalb Deutschlands sank der VW-Absatz jedoch leicht.
Zum Jahresauftakt im Januar hatten die Wolfsburger nur bescheidene Zuwächse eingefahren, schon im Februar zogen die Verkäufe aber wieder deutlich an. Den März schloss die VW-Hauptmarke mit einem neuen Allzeithoch ab: Knapp 537 000 Fahrzeuge übergab das Unternehmen den Kunden, 14,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit kamen die Autos mit dem VW-Emblem erstmals in einem einzelnen Monat über die Absatzschwelle von einer halben Million.
Die Unsicherheit durch die Euro-Schuldenkrise führt aber weiterhin dazu, dass sich die Kunden vor allem in Südeuropa mit Autokäufen zurückhalten. So sanken die Auslieferungen der Stammmarke VW-Pkw in Westeuropa - ohne Betrachtung des deutschen Heimatmarktes - im ersten Vierteljahr um 3,7 Prozent auf knapp 233 000 Autos.
In Zentral- und Osteuropa gab es gleichzeitig jedoch starke Zuwächse, der Absatz von 60 200 entsprach dort einer Steigerung von 61,8 Prozent. In Deutschland wurden 149 000 VW-Personenwagen verkauft (plus 5,3 Prozent). In der Summe konnte die Marke in Europa so noch einmal um 5,1 Prozent auf fast 442 000 zulegen.
Der inzwischen wichtigste Markt China schnitt mit einem Zuwachs von 12,5 Prozent auf 483 000 Autos erneut gut ab. In ganz Asien und der Pazifik-Region kam VW in den ersten drei Monaten auf ein Plus von 13,7 Prozent. In Nordamerika meldete die Kernmarke 27,6 Prozent, auf dem Einzelmarkt USA sogar 40,8 Prozent mehr Verkäufe. In Russland lagen die Auslieferungen mehr als doppelt so hoch wie vor einem Jahr.
Dank der enormen Nachfrage in China fuhr Audi das beste Quartal aller Zeiten ein. Die Ingolstädter verbuchten einen Absatzsprung um 10,8 Prozent auf 346 100 Autos. „Wir sind sehr erfolgreich ins Jahr 2012 gestartet und erwarten für die kommenden Monate kontinuierliches Wachstum“, sagte Vertriebschef Peter Schwarzenbauer. In Kürze soll über den Bau eines Werks in Nordamerika entschieden werden.
BMW konnte ebenfalls vom Interesse an Luxusautos aus Deutschland profitieren. Erstmals war das Reich der Mitte auch für die Münchner der größte Absatzmarkt. Weltweit verkaufte der bayerische Autobauer zwischen Januar und März rund 425 000 Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce, ein Plus von 11,2 Prozent im Vergleich zum ersten Vierteljahr 2011. Allein im März gelang eine Steigerung um 12,0 Prozent - laut Vertriebschef Ian Robertson auch dies ein Rekord.
Nach einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young hat der VW-Konzern inzwischen auch beim Umsatz den japanischen Erzrivalen Toyota überholt. Europas größter Autokonzern landete 2011 demnach mit Erlösen von mehr als 159,3 Milliarden Euro erstmals knapp vor den Japanern (158,9 Mrd Euro) auf Platz eins. Die japanischen Konkurrenten wurden vor allem durch die Erdbebenkatastrophe im vergangenen Jahr in ihrem Land zurückgeworfen. Beim Autoabsatz liegt der Studie zufolge nur noch General Motors vor VW.