Von der „Tin Lizzie“ bis zum Fiesta
Am Freitag lief das 40-millionste Fahrzeug bei Ford in Köln vom Band. Das Unternehmen steuert bisher gut durch die Krise.
Köln. Es begann mit der "Blechliesel": Als Ford in Deutschland vor 85 Jahren an den Start ging, kamen die vorgefertigten Teile für die "Tin Lizzie" noch per Schiff aus den USA. Mitarbeiter montierten das Automobil in einer angemieteten Halle in Berlin.
Heute ist ein Kleinwagen wie der Fiesta in rund 15 Stunden fertig und geht von Köln aus in 60 Länder, bis nach Neuseeland oder Tahiti. Am Freitag lief das 40-millionste Ford-Fahrzeug vom Band. Ford-Chef Bernhard Mattes: "40 Millionen Fahrzeuge seit 1925 sind ein Meilenstein in der Erfolgsgeschichte der Ford-Werke GmbH." Man sei zu "einem der wichtigsten Standbeine für den globalen Ford-Konzern" geworden.
"Mir fällt kein anderes Auto-Unternehmen ein, das von außen nach Deutschland reingekommen und 85 Jahre lang erfolgreich geblieben ist", sagt Auto-Experte Prof. Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Aber: "In der Autobranche kann man sich nicht auf der Vergangenheit ausruhen." Die Lage der gesamten Autoindustrie sei "gar nicht lustig". "In Europa kann man nur noch wachsen durch Verdrängung, in Westeuropa wird der Markt eher schrumpfen", so Bratzel. Auch Mattes erwartet ein schwieriges Jahr 2010, rechnet mit Verkaufsrückgängen.
Ford hatte am 18. August 1925 mit einem Kapital von fünf Reichsmark begonnen, zunächst in Berlin. Kölns Oberbürgermeister Konrad Adenauer überzeugte Ford später, an den Rhein zu wechseln, wo 1931 das erste Auto vom Band rollte. Der Taunus P3, bekannt als "Badewanne", wurde in den 60er Jahren zum Verkaufsschlager. 1964 eröffnete das Werk in Genk, 1970 folgte Saarlouis. Capri, Consul und Granada waren beliebt, 1976 kam der Fiesta auf den Markt - bis 2009 mehr als zwölf Millionen Mal gebaut.
Volumenhersteller Ford habe es gegen Konkurrenten wie VW, Audi, BMW oder Mercedes nie leicht gehabt, sagt Bratzel. Das zwischenzeitliche "Graue-Maus-Image" habe Ford ablegen können: "Positionierung und Image haben sich deutlich verbessert." Dass die US-Mutter Ford weitaus besser durch die Krise steuerte als die Opel-Mutter GM oder Chrysler, liege auch daran, "dass man in Europa gut gearbeitet hat". Seit 1998 sitzt die Europa-Zentrale in Köln.