VW will scheidenden Daimler-Vorstand Renschler rasch holen
Hannover/Stuttgart (dpa) - Volkswagen will nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa den scheidenden Daimler-Manager Andreas Renschler so schnell wie möglich ins Unternehmen holen.
Renschler soll sich um die Verzahnung des konzernweiten Nutzfahrzeuggeschäfts kümmern, das seit Herbst 2012 in den Händen des früheren Chefs der schwedischen VW-Tochter Scania, Leif Östling, liegt. Östling ist 68 Jahre alt, Renschler 55.
Der Daimler-Manager, der bei den Schwaben jahrelang das Truck-Geschäft verantwortete und branchenweit als eine Kompetenz auf dem Gebiet gilt, hatte vor kurzem völlig überraschend das Unternehmen verlassen. VW und Daimler kommentierten Spekulationen um einen angeblichen Renschler-Wechsel auch am Freitag nicht.
Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte am Donnerstag einen schnellen Wechsel des scheidenden Produktionschefs Renschler zur Konkurrenz ausgeschlossen. Von der Vertragsgestaltung her werde Renschler „in absehbarer Zeit“ für keinen Wettbewerber arbeiten. VW-Patriarch und Chefkontrolleur Ferdinand Piëch hatte die Anwerbebemühungen nicht dementiert und der „Stuttgarter Zeitung“ gesagt: „Ich habe noch keinen Kommentar dazu.“ Zunächst müsse der Aufsichtsrat entscheiden.
Den dpa-Informationen zufolge ist der Zeitpunkt für den möglichen Eintritt Renschlers in den Konzern derzeit offen. Der VW-Aufsichtsrat trifft sich Ende Februar zur nächsten Sitzung. Wie aus Kreisen der Kontrolleure verlautete, kommt die Renschler-Personalie dann auf den Tisch. Fraglich sei, ob die bei einem Unternehmenswechsel vertraglich vorgesehene Zwangspause für den Manager irgendwie zu verkürzen ist.
Ein Daimler-Sprecher hatte am Donnerstag bestätigt, dass es in Renschlers Vertrag eine Wettbewerbsklausel gebe, die ihm einen Wechsel für eine bestimmte Zeit verbiete. „Typischerweise gibt es solche Sperrklauseln“, bekräftigte ein Sprecher am Freitag.
Der Zeitraum könne sechs Monate umfassen, aber auch bis zu einem Jahr. Zu den Fristen in Renschlers Vertrag wollte sich der Sprecher nicht äußern. Solche Regelungen sind üblich, ihre Schärfe hängt auch am Konkurrenzdruck der jeweiligen Branche. Das Bauen von Autos und das Herstellen von Software beispielsweise gelten als äußerst wettbewerbsintensiv.
Daimler ist Weltmarktführer bei den schweren und mittelschweren Lastern, doch auch VW mischt auf diesem Gebiet mit seinen Marken MAN und Scania mit. Und künftig rangeln die beiden Hersteller auch auf einem weiteren Gebiet stärker miteinander: Bisher bauen die Schwaben in VW-Auftrag den Großtransporter Crafter, der fast baugleich mit dem Mercedes-Sprinter ist. Die Zusammenarbeit endet aber 2016, dann wird Volkswagen den Crafter-Nachfolger in Eigenregie machen.