Warum unser Benzin so teuer ist

Analyse: Vor Ostern schnellen die Spritpreise wieder in die Höhe. Viele Autofahrer sind darüber empört.

Düsseldorf. Benzin und Diesel sind derzeit an den Zapfsäulen so teuer wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Spätestens zu Ostern könnte wegen des Ferienverkehrs die 1,50-Euro-Marke pro Liter Super wieder überschritten werden. Derzeit kostet in den meisten Großstädten der Liter Superbenzin bis zu 1,46 Euro, Diesel mehr als 1,20. Gegen die angebliche Preisabzocke der Ölmultis laufen die deutschen Automobilclubs bereits seit Tagen Sturm. Der ADAC wirft der Branche Profitgier vor, der ACE fordert die Politiker auf, für mehr Wettbewerb unter der Sprit-Anbietern zu sorgen oder das Oligopol der Ölmultis einfach aufzubrechen. Die Konzerne weisen Vorwürfe mit kühlem Kopf zurück. Was stimmt? Hier wichtige Fragen und Antworten:

Auch der Benzinmarkt unterliegt dem Mechanismus Angebot-Nachfrage-Preis. Bei den riesigen Lagern in Rotterdam, wo der deutsche Benzipreis gemacht wird, dürfte dies bei kurzen Zeiträumen aber kaum eine Rolle spielen. Wichtiger ist, dass zu Ostern der Frühling Einzug gehalten hat und wieder mehr Auto gefahren wird als im Winter. Das gilt vor allem auch für die USA, die sich derzeit reichlich in Rotterdam mit Benzin eindecken, weil es in Amerika zu wenig Raffinerien und Reserven gibt. Auch Chinesen und Inder treiben die Preise hoch.

Die Öl- und Benzinpreise können sich recht unterschiedlich entwickeln und sind nicht aneinander gekoppelt. In Raffinerien wird in Crackern aus Rohöl etwa 38 Prozent Benzin und 45 Prozent Heizöl und Diesel gewonnen. Die Anteile sind fest. Verändert sich nur die Nachfrage nach Benzin, kann der Rohölpreis stabil bleiben, weil sich die Nachfrage nicht erhöht. Nur Spritverbraucher müssen die Zeche zahlen.

Während in der jüngsten Vergangenheit der Euro die Spritpreise stabilisieren konnte, wirkt er durch seine Schwäche wegen der Griechenland-Krise derzeit preissteigernd. Öl und die Produkte daraus werden in Dollar fakturiert. Allein der auf um die 1,36 Dollar je Euro gesunkene Wechselkurs macht den Liter Benzin zwei Cent teurer.

Wenn nur wenige - bei uns gibt es fünf große Ketten und die freien Tankstellen - am Markt sind, braucht das nicht zu monopolartigem Verhalten führen. Die Ölmultis belauern sich ständig selbst und kämpfen um jeden Cent. Das zeigen auch die tagtäglichen Preisbewegungen. Über die großen Preistafeln an den Zapfsäulen können sich Aral, Shell und Co. leicht kontrollieren. Geheime Preisabsprachen sind nicht erlaubt.

Das Bundeskartellamt schaut den Ölmultis auch wegen ständiger Verbraucherbeschwerden genau auf die Finger. Ihre Kalkulation müssen die internationalen Konzern nicht völlig offenlegen. Ein Missbrauch von Marktmacht lässt sich nicht beweisen.