Weltbank sorgt sich um schwache Entwicklungsländer
Washington (dpa) - Die Krise in der Ukraine und der extreme Winter in den USA haben nach Ansicht der Weltbank der globalen Konjunktur geschadet.
Die politische Situation in der Ex-Sowjetrepublik werde kleinere Länder in Europa und Zentralasien in diesem Jahr einen Prozentpunkt vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) kosten, erklärt die Organisation in ihrem jüngsten Weltwirtschaftsausblick, der am Mittwoch in Washington vorgelegt wurde.
Zusammen mit der Schwächephase in den Vereinigten Staaten, Konjunktursorgen in China und anderen Problemen führe die Ukraine-Krise dazu, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr nur um 2,8 Prozent wachsen werde. Zuvor war die Organisation von 3,2 Prozent ausgegangen.
Unverändert blieb aber die Aussicht auf 2015 und 2016. Dann betrage das Plus 3,4 beziehungsweise 3,5 Prozent. Im Vorjahr lag das Wachstum bei 2,4 Prozent.
Vor allem die anhaltende Konjunkturschwäche in den aufstrebenden Staaten bereitet der Weltbank Sorgen. Das Wachstum in diesen Ländern werde in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in Folge insgesamt unter 5 Prozent bleiben.
Dies sei zu wenig, um dort genügend Arbeitsplätze zu schaffen und das Leben der ärmsten 40 Prozent der globalen Bevölkerung entscheidend zu verbessern, sagte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim laut einer Mitteilung bei der Vorstellung des Berichtes. Vor allem die Zahlen für das südliche Afrika, Indien und den Nahe Osten seien enttäuschend.
Für das laufende Jahr korrigierte die Weltbank ihre Wachstumsprognose für die Entwicklungs- und Schwellenländer auf 4,8 Prozent nach unten. Im Januar hatte sie noch mit 5,3 Prozent gerechnet. In den Staaten gebe es oft Produktionsengpässe und zu langsame Fortschritte bei Modernisierungen.
„Die Länder müssen sich eindeutig schneller bewegen und mehr in inländische Strukturreformen investieren“, sagte Kim. Mit Blick auf die kommenden beiden Jahre hält die Weltbank jedoch an ihrer Prognose fest, dass die Wirtschaft der aufstrebenden Staaten insgesamt um 5,4 und 5,5 Prozent wachsen wird.
Deutlich besser als bisher angenommen dürfte sich die Konjunktur laut der Weltbank in der Eurozone entwickeln. Während die Wachstumsrate wie bislang angenommen in diesem Jahr bei 1,1 Prozent liegen soll, steigt sie demnach 2015 auf 1,8 Prozent und 2016 auf 1,9 Prozent. Bislang lag die Prognose bei 1,4 und 1,5 Prozent.
Abstriche gab es hingegen für die USA. Statt 2,8 Prozent werde die amerikanische Wirtschaft in diesem Jahr nur 2,1 Prozent wachsen. Grund sei der schwache Start ins Jahr. Wegen des extremen Winters und einem großen Lageraufbau im Vorjahr war die US-Wirtschaft im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet geschrumpft. In den kommenden beiden Jahren lege Amerika dann aber auf jeweils 3,0 Prozent zu.
Insgesamt stellt die Entwicklungshilfe-Organisation der globalen Ökonomie ein gutes Zeugnis aus. Sie sei heute insgesamt gesünder als in den Jahren nach der zurückliegenden Krise. „Aber wir sind noch nicht über dem Berg“, betonte Weltbank-Chefvolkswirt Kaushik Basu laut einer Mitteilung. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich auf die nächste Krise vorzubereiten.“