Werbung muss authentisch sein

Unternehmen dürfen nicht mehr nur auf Traumwelten setzen, sagt Uli Veigel, Chef der Düsseldorfer Werbeagentur Grey.

Düsseldorf. „Die neue Normalität heißt Volatilität.“ Was Uli Veigel , Chef der Düsseldorfer Werbeagentur Grey damit sagen will: Es gibt in diesen Zeiten nur eine Konstante — nämlich, dass alles unbeständig, unberechenbar und unsicher ist. Veigel nennt Beispiele: Kommt die Inflation, kommt sie nicht? Ganze Staaten gehen pleite, aber den deutschen Unternehmen geht es (noch) gut, die Arbeitslosenzahlen sind niedrig wie lange nicht. Dieses nicht so recht Fassbare zeigt sich für den Werber auch in gesellschaftlichen Phänomenen. Einerseits wenden sich die Menschen frustriert von der Politik ab, andererseits engagieren sie sich umso lautstärker wie etwa in der Occupy Bewegung.

Auch auf das Geschäft, für das Grey mit an vorderster Front steht, wirkt sich diese Unsicherheit aus. „Die Kommunikationsbranche befindet sich im fundamentalen Umbruch“, sagt Veigel. Die Menschen seien nicht mehr bloß Zielgruppe, sondern hätten über das Internet längst die Möglichkeit, sich „kritisch, vernichtend und ehrlich“ zu allen Themen zu äußern. Und das hat auch Einfluss auf den Auftritt der werbenden und angreifbarer gewordenen Unternehmen. „Authentischer Dialog“ sei der neue „kommunikative Megatrend“. Das heißt, auch die Werbung dürfe nicht mehr nur auf Traumwelten wie den Cowboy in der Marlboro-Werbung setzen, sondern müsse authentisch, ehrlich, sein.

Was Risiken birgt: dass der Adressat der Werbung diese auf ihre „Echtheit“ überprüft. Und eben nicht nur das, er kann seine Kritik via sozialen Netzwerken leicht in die Welt schreien. Veigel ist sich denn auch sicher, dass kaum eine Erkenntnis wie diese sein Metier so verändert wie diese: „Der Einzelne hat Kraft in der Masse.“ Mit Glaubwürdigkeit und damit auch mit Einblicken ins ganz normale Leben zu werben und gleichzeitig zu faszinieren — keine leichte Aufgabe für die Werbeagenturen in diesen „volatilen“ Zeiten. Aber dafür haben sie ja ihre „Kreativen“.