WestLB wird radikal umgebaut

Die Landesbank soll zur Zentrale für die Sparkassen schrumpfen. Drei Viertel der bisherigen Geschäfte könnten künftig entfallen.

Düsseldorf. Bei der krisengeschüttelten WestLB liebäugeln jetzt offenbar auch die Eigentümer mit einer Zerschlagung. Weil sich nach dem Ausscheiden der Chinesen aus dem Bieterkreis niemand findet, der sich für die gesamte Bank interessiert, plädieren jetzt auch das Land NRW und die nordrhein-westfälischen Sparkassen dafür, dass der Beauftragte Friedrich Merz das Paket aufschnürt, die Bank in Teilen verkauft und den Rest abwickelt.

Nach einem „Focus“-Bericht sollen sich die Eigentümer kurz vor Ablauf der von der EU gesetzten Frist am 15. Februar in Grundzügen auf einen radikalen Umbau der WestLB verständigt haben.

Die Beteiligten wollen gegenüber Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia ein „Commitment“ abgeben, in dem sie die Gründung einer Verbundbank ankündigen. Dieses Institut solle die Sparkassen im Kerngeschäft unterstützen, also bei Geldanlagen, Mittelstands- und öffentlicher Finanzierung sowie beim Zahlungsverkehr.

Friedrich Merz, der am Freitag die konkretisierten Kaufangebote von verbliebenen vier Bietern — angeblich alles Finanzinvestoren — vorlegen will, könnte künftig auch interessante Einzelteile der Bank wie das Auslandsgeschäft oder die Projektfinanzierung verkaufen.

Alles andere solle laut „Focus“ in die Erste Abwicklungsanstalt („Bad Bank“) münden, die schon Risiko-Papiere im Volumen von 77 Milliarden Euro verwaltet. Ein Beteiligter sagte dem Nachrichtenmagazin, Almunia stehe diesen Plänen positiv gegenüber: „Gibt die WestLB ihre grenzüberschreitenden Geschäfte ab, ist der Beihilfefall aus Sicht der EU erledigt.“

Heftig gestritten wird dem „Focus“ zufolge darüber, wer das Eigenkapital der Verbundbank und zusätzliche Garantien für die Risikopapiere bereitstellt. Fraglich ist auch, wer die Lasten der Verkleinerung der Belegschaft von aktuell 5.000 Mitarbeitern trägt.

Den Plänen zufolge würde eine reine Sparkassen-Zentralbank ein Eindampfen der WestLB auf ein Viertel ihrer bisherigen Aktivitäten bedeuten. Die Bank hätte nur noch eine Bilanzsumme von 50 bis 60 Milliarden Euro. Ein Beteiligter sagte Focus: „In den Punkten wird bis zuletzt gepokert. Denn wer sich zuerst bewegt, zahlt mehr.“

Für die Beschäftigten der WestLB geht das monatelange Bangen um ihre Arbeitsplätze unverändert weiter. Zwar kehren die Mitarbeiter der Bank nicht reihenweise den Rücken. Aber dass ausgerechnet Finanzvorstand Hans-Jürgen Niehaus in der derzeit prekären Lage demnächst seinen Schreibtisch räumen wird, dürfte die Mitarbeiter zusätzlich irritiert haben.

Laut Medienberichten wird bereits an einer Auffanggesellschaft gearbeitet. Die Arbeitnehmervertreter streben eine Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung an, in dem betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden sollen.

Wie auch immer der Poker um die WestLB ausgeht, die Mitarbeiter werden am Ende die Zeche für die Neuordnung bezahlen — auch wenn das Ausmaß des Stellenabbaus noch ungewiss ist. Übernimmt ein privater Investor die Bank, sind ebenso drastische Einschnitte zu befürchten wie bei dem von den Sparkassen vorgelegten Zentralbankmodell. Auch auf die Steuerzahler könnten neue Belastungen in Milliardenhöhe zukommen.