Wirtschaft wächst und bleibt bester Stimmung
Frankfurt/München (dpa) - Die Wirtschaft in Deutschland bleibt in Hochstimmung. Angetrieben von den kräftigen Investitionen setzt sich der robuste Aufschwung in den ersten drei Monaten beschleunigt fort.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im Vergleich zum Vorquartal real um 1,5 Prozent.
Auch die Firmen melden weiter beste Laune: Nach zwei leichten Dämpfern in den beiden vergangenen Monaten verharrt der ifo-Index im Mai entgegen vieler Erwartungen auf der Marke von 114,2 Punkten. Damit bleibt der wichtigste Frühindikator der deutschen Wirtschaft auf einem der höchsten Werte seit der Wiedervereinigung.
„Die Konjunkturampeln in Deutschland stehen nach wie vor auf grün“, sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Dienstag in München. Fachleute hatten erwartet, dass der Index im Mai zum dritten Mal in Folge leicht nachgeben könnte - und sich damit womöglich eine Trendwende angedeutet hätte. „Wir gehen davon aus, dass wir weiter im Aufschwung bleiben, aber nicht mehr in diesem enormen Tempo“, sagte ifo-Experte Klaus Abberger der dpa. Die rasante Geschwindigkeit der Aufholjagd nach der Krise werde sich nicht dauerhaft halten lassen.
Von einem grundsätzlichen Stimmungsumschwung sei allerdings weiter nichts zu spüren. „Die bislang schon gute Geschäftslage wird von den Unternehmen nochmals als besser eingestuft“, sagte Sinn. Die Erwartungen für das kommenden Halbjahr sind aber etwas gedämpfter. Für das verarbeitende Gewerbe sank der Index zum dritten Mal in Folge leicht. Dennoch wollen die Firmen weiter neue Mitarbeiter einstellen. Die Stimmung im Einzelhandel legte ein weiteres Mal deutlich zu. Deutschland bleibt damit auch in Europa der Wachstumsmotor.
Die Folgen der tiefen Einbrüche der schweren Weltwirtschaftskrise seien mittlerweile endgültig verdaut. „Wir haben den Vorkrisenstand wieder erreicht“, sagte Abberger. Das bestätigt auch das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bei der Vorlage der BIP-Zahlen für das erste Quartal. Die tiefe Rezession ist abgehakt: Die Wirtschaftsleistung habe bereits das Vorkrisenniveau von Anfang 2008 überschritten. Damit trotzt die deutsche Wirtschaft auch den vielen Risiken wie der Schuldenkrise im Euro-Raum oder hohen Energiepreisen.
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sieht die deutsche Wirtschaft in glänzender Verfassung - nach dem achten Quartal in Folge mit einem soliden Wachstum. Der Aufschwung gewinne immer mehr an Breite und Stabilität; erfreulich sei die starke Binnennachfrage. Unicredit-Ökonom Andreas Rees betonte: „Deutschland hängt nicht mehr am Tropf der Weltwirtschaft.“ Erst am Montag hatte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) seine Konjunkturprognose für 2011 deutlich auf 3,5 Prozent nach oben korrigiert.
Für ein weiteres Wachstum sprechen unter anderem der robuste Arbeitsmarkt, die weltweite Konjunkturerholung, die hohen Gewinne der Unternehmen und die niedrigen Zinsen. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sagte, die Niedrigzins-Politik der EZB spreche dafür, dass sich „die deutsche Wirtschaft vermutlich auf Jahre besser entwickeln wird als der Rest des Euroraums“. Wie die Statistiker bestätigten, kamen die positiven Impulse im ersten Vierteljahr vor allem aus dem Inland. Zwei Drittel des Gesamtwachstums gehen auf die Binnennachfrage zurück, ein Drittel kommt vom Außenhandel.
Insbesondere die Investitionen in Bauten (plus 6,2 Prozent) und in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge (plus 4,2 Prozent) zogen verglichen zum Schlussquartal 2010 kräftig an. Auch die staatlichen Konsumausgaben legten deutlich um 1,3 Prozent zu - dies sei aber hauptsächlich auf höhere Sachleistungen in der Sozialversicherung zurückzuführen.
Der viel gelobte private Konsum kommt hingegen trotz der ungewöhnlich stabilen Lage am Arbeitsmarkt nur zögerlich in Schwung. Er stieg im Quartalsvergleich um 0,4 Prozent. Dennoch verbesserte sich die Stimmung im Einzelhandel dem ifo-Institut zufolge im Mai deutlich und stützte so den gesamten Index.