Lieferketten bedroht Wirtschaftsverbände fordern Brexit-Unterhändler zur Eile auf
Berlin/London (dpa) - Nach dem Durchbruch in der ersten Phase der Brexit-Verhandlungen fordern Wirtschaftsverbände auf beiden Seiten des Ärmelkanals rasch Klarheit über die zukünftige Beziehung zwischen Großbritannien und der EU.
„Viele Unternehmen sind abhängig von Lieferketten, die auf mehrere nordeuropäische Länder verteilt sind und von "Just-in-time"-Lieferungen abhängen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von sieben europäischen Industrie- und Handelskammerorganisationen. Bereits geringere Änderungen der Regeln könnten diese Lieferketten erheblich beeinträchtigen.
Der britische Brexit-Minister David Davis und EU-Chefunterhändler Michel Barnier sollten daher „so schnell wie möglich Lösungen für gute künftige Handelsbeziehungen“ zwischen Großbritannien und der EU finden. Zu den Themen, die nun geklärt werden müssten, gehören demnach unter anderem Zollverfahren, das Ausmaß der Rechtsangleichung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU und die gegenseitige Anerkennung von Normen- und Sicherheitskontrollbehörden.
Insbesondere für die deutsche Wirtschaft werde der Brexit große Auswirkungen haben, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben der Mitteilung zufolge. „Die Länder, die an Großbritannien am nächsten liegen, sind am stärksten vom Brexit betroffen“. Das Vereinigte Königreich ist nach Angaben der DIHK Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner mit einem Warenumschlag von mehr als 120 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
Die Integrität des europäischen Binnenmarktes mit den vier Freiheiten (freier Verkehr von Waren, Personen, Dienstleistungen und Kapital) müsse uneingeschränkt respektiert werden, sagte Wansleben. Doch es müsse auch eine bedeutende Rolle spielen, die „möglichst besten“ Wirtschaftsbeziehungen mit Großbritannien zu erhalten.