Zerreißprobe für die Euro-Zone
Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen von Irland, Portugal und Spanien steigen. Irland-Hilfen werden beschlossen.
Frankfurt. Zerreißprobe für die Eurozone: Die hoch verschuldeten Krisenländer bringen die Gemeinschaft in Bedrängnis. Der Rettungsfonds verspricht Linderung, doch die Märkte bleiben nervös.
Die Rating-Agentur Standard & Poor’s hat die Anglo Irish Bank auf Ramschstatus gestuft - sie wird mit der Note B bewertet. Die Bank of Ireland und die Allied Irish Bank erhielten die Noten BBB+ und BBB. Die Bedeutung des Ratings ist groß: Je schlechter die Agentur die Bonität von Irlands Banken beurteilt, um so teurer wird es für diese, sich Geld zu besorgen. Die Refinanzierungskosten steigen.
Irland zahlt derzeit 9,22 Prozent Zinsen zur Refinanzierung zehnjähriger Staatsanleihen. Der Zins einer zehnjährigen Anleihe für Spanien liegt derzeit mit 5,25 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Portugal muss 6,85 Prozent Zinsen zahlen.
Eher nicht. Irland und die anderen Euro-Wackelkandidaten haben hausgemachte Probleme. So lebten die Griechen jahrelang über ihre Verhältnisse, in Irland wirtschaftete mancher Banker in die eigene Tasche, ohne dass ihm die Politik Einhalt gebot. Von den Finanzakteuren wird die Wahrscheinlichkeit einer Pleite dieser Länder als etwas höher eingeschätzt, und der Kurs der Staatspapiere fällt. Dadurch steigt der Risikoaufschlag im Vergleich zur Rendite der als am sichersten eingeschätzten Bundesanleihe. Der Markt preist das gestiegene Risiko ein. "Täte er das nicht, würde er nicht funktionieren", sagt Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen.
Deutschland muss für seine Anleihen höhere Zinsen bezahlen, je mehr Risiken es von anderen Ländern übernimmt. Zwar überweist die Bundesregierung zunächst kein Geld. Deutschland stellt aber Bürgschaften. Damit haftet Berlin für die Kredite, die der Euro- Krisenfonds EFSF am Markt aufnimmt und an die betroffenen Länder - bisher ist das nur Irland und über ein separates Rettungspaket Griechenland - weiterreicht. Andererseits streicht ein bürgendes Land Zinsdifferenzen infolge der Notkredite ein und profitiert somit - wenn die Zinsen gezahlt werden.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble erwartet bis Anfang nächster Woche eine Einigung über die Irland-Hilfen. Die "beunruhigende Wirkung" nach dem Antrag Irlands auf Hilfe müsse möglichst rasch überwunden werden. Zudem werde mit Hochdruck an Vorschlägen für einen dauerhaften Krisenmechanismus in der Euro-Zone gearbeitet für die Zeit nach Auslaufen der Rettungspakete Mitte 2013. Diese könnten beim Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs am 16. und 17. Dezember konkretisiert werden.