Zu warm, um Heizöl zu tanken?
Die Deutschen haben sich bislang beim Einkauf zurückgehalten. Wenn es kälter wird, könnten die Preise wieder anziehen.
Hamburg. Die Heizöl-Tanks in Deutschland sind ziemlich leer. In den ersten acht Monaten dieses Jahres kauften Vermieter und Eigenheimbesitzer 12,8 Millionen Tonnen leichtes Heizöl, das sind 11,5 Prozent weniger als im ohnehin schon schwachen Jahr davor. Das meldet der Mineralölwirtschaftsverband. Im Durchschnitt sind die Tanks nur noch zu weniger als 60 Prozent gefüllt, normal sind bis zu 70 Prozent.
"Viele Kunden müssen jetzt kaufen", sagt Rainer Wiek vom Hamburger Energie-Informationsdienst EID. Und tatsächlich zieht die Nachfrage bei den Händlern vor den kalten Wintermonaten schon an. Bereits im August war sie mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahresmonat. Auch die Preise gehen leicht nach oben, doch die wilden Preissprünge der Jahre 2008 und 2009, als für 100 Liter Heizöl mal 100 und mal nur 50 Euro zu bezahlen waren, sind vorbei.
Im vergangenen halben Jahr bewegte sich der Heizölpreis meist zwischen 60 und 63 Euro. Für die Kunden heißt das: Sie konnten beim Kauf nicht viel falsch machen - Preissprünge sind ausgeblieben. Und auch in den nächsten Wochen erwarten Experten keine großen Ausschläge. "Einen leichten Anstieg können wir aber auch nicht ausschließen", heißt es beim Verband für Energiehandel Südwest-Mitte.
Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen für Mieter, deren Wohnungen mit Öl beheizt werden. Falls es nicht noch zu dramatischen Preisveränderungen in den letzten Monaten des Jahres kommt, sind ihre Heizkosten-Vorauszahlungen zutreffend kalkuliert. Das heißt:
Im nächsten Jahr drohen bei unverändertem Verbrauch keine großen Nachzahlungen bei den Nebenkosten, es winken aber auch keine Erstattungen. In diesem Jahr haben viele Mieter Geld zurückbekommen, weil 2009 die Preise niedriger waren als 2008 und deshalb die Nebenkosten-Vorauszahlungen zu üppig ausgefallen waren.
Von den halbwegs stabilen Heizölpreisen profitiert auch, wer mit Gas heizt. Zwar haben etliche Gasversorger nach einer Übersicht des Internet-Portals Verivox sowohl Preiserhöhungen als auch -senkungen angekündigt. Unter dem Strich gleicht sich das im bundesweiten Durchschnitt aus. Der größte deutsche Energiekonzern Eon will die Gaspreise bei seinen sechs Regionalversorgern bis 31. März 2011 stabil halten.
"Im Gasmarkt sehen wir eine grundsätzliche Veränderung", sagt Experte Wiek. "Die Ölpreisbindung ist nicht mehr alles." Die großen Gaskonzerne haben in ihren langfristigen Lieferverträgen mit Russland die Preise für Gas an den Ölpreis gekoppelt. Aber es gibt mehr freie Mengen im sogenannten Spotmarkt, die meist billiger sind als die langfristig vereinbarten Importmengen. "Wären die Gaspreise den Heizölpreisen in der gewohnten Weise gefolgt, müssten die jährlichen Kosten derzeit um mindestens zwölf Prozent höher liegen", heißt es bei Verivox.