Flughafen Düsseldorf Zum Ferienstart: „Wartezeiten wird es leider geben“

Ludger Dohm, Airportchef, spricht über Ärger bei Kontrollen, Fluglärm und warum mehr Starts und Landungen notwendig sind.

Foto: David Young

Düsseldorf. Am Flughafen Düsseldorf drohen wegen Personalmangels bei der Sicherheitskontrolle zum Ferienbeginn am Freitag längere Wartezeiten. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert der neue Flughafen-Chef Ludger Dohm, wie sich das Problem lösen lässt und warum der Airport mehr Starts und Landungen braucht.

Herr Dohm, worauf müssen sich die Passagiere ab morgen einstellen?

Ludger Dohm: Es wird längere Wartezeiten geben, weil bei der Sicherheitskontrolle Personal fehlt. Das ist auch für uns als Flughafen sehr unbefriedigend.

Wer hat die Situation zu verantworten?

Dohm: Zuständig ist die Bundespolizei, die mit den Kontrollen die Sicherheitsfirma Kötter aus Essen beauftragt hat. Dort gibt es offenkundig Personalengpässe.

Waren die Probleme nicht absehbar?

Dohm: Die Schwierigkeiten sind seit dem Frühjahr bekannt. Ich habe vor vier Wochen zu einem Runden Tisch eingeladen. Wir weisen die Behörde fast täglich darauf hin, dass sie mehr Personal beschaffen muss. Kurzfristig scheint das aber nicht möglich zu sein.

Was tun Sie als Flughafen?

Dohm: Bei uns im Terminal können sich die Passagiere zwischen den Flugsteigen A, B und C frei bewegen. Wir nutzen das und leiten die Fluggäste dort zur Kontrolle, wo der Andrang geringer ist. Damit lindern wir das Problem, aber Wartezeiten wird es vermutlich leider geben. Die Airlines raten, sehr frühzeitig zum Flughafen zu kommen.

Gibt es wegen der neuen Körperscanner zusätzliche Schwierigkeiten?

Dohm: Ja, das sorgt für Verzögerungen. Man muss im Scanner in einer bestimmten Position drei Sekunden ganz still stehen. Ansonsten sind Nachkontrollen notwendig.

Wie sieht es mit dem Um- und Ausbau der Gepäckanlage aus?

Dohm: Morgen nehmen wir nach dreijähriger Bauzeit die neue Förderanlage in Betrieb. Sie kann bis zu 6000 Gepäckstücke pro Stunde transportieren. Wir haben 70 Millionen Euro in die Anlage investiert.

Sie wollen die Zahl der Flugbewegungen von derzeit 45 auf bis zu 60 pro Stunde erhöhen. Widerspricht das nicht dem Angerland-Vergleich, der vorschreibt, dass von zwei Startbahnen nur eine genutzt werden darf?

Dohm: Nein, der Angerland-Vergleich lässt die zusätzliche Nutzung der Nordbahn bis zu 50 Prozent des Tages zu. Die alte Betriebsgenehmigung gibt uns aber nicht die heute notwendige Flexibilität, deshalb haben wir eine neue beantragt.

Steht das NRW-Verkehrsministerium, das die Genehmigung erteilen muss, dabei hinter Ihnen?

Dohm: Das Ministerium weiß um die Bedeutung des Flughafens für die Region. Wir hoffen auf eine positive Entscheidung Anfang 2017.

Wie beurteilen Sie Argumente zahlreicher Anwohner, die unter dem Fluglärm leiden?

Dohm: Wenn wir in Spitzenzeiten 15 Starts und Landungen pro Stunde mehr haben, wächst die Dauerbelastung an einem Standort nur um 0,5 Dezibel. Das liegt unter der Wahrnehmungsschwelle. So dramatisch wie behauptet ist die Lage nicht.

Muss der Flughafen unbedingt weiter wachsen?

Dohm: Ja, die Nachfrage ist da. Wir wollen unsere Kapazitäten besser nutzen. Mit 20 000 Beschäftigten ist die Arbeitsstätte Flughafen die größte in NRW. Unsere Leistungsfähigkeit ist vor allem für ausländische Unternehmen ein zentraler Grund, sich für eine Ansiedlung in NRW zu entscheiden.

Bereitet Ihnen die Schwäche Ihres Kunden Air Berlin Sorgen?

Dohm: Freude löst es bei uns nicht aus, wenn ein Kunde Verluste einfliegt. Wir glauben an die Zukunft von Air Berlin. Aber selbst wenn das Unternehmen Insolvenz anmelden müsste, wäre das für uns kein Problem, weil die Start- und Landerechte rasch von anderen Linien übernommen würden. Die Nachfrage ist groß.

Riesenjets wie der A 380, der ab 1. Juli in Düsseldorf startet, scheinen ein Flop zu werden. Setzen Sie auf das falsche Pferd?

Dohm: Keineswegs. Wir haben fünf Millionen Euro in den Bau der Passagierbrücke investiert. Dieses neue Angebot brauchen wir für mehrere Kunden, weil es nur dort mehrere Zugänge zu Großraumflugzeugen gibt.