Gericht Mordprozess: Opfer hatte Angeklagten angezeigt

Willich/Krefeld. · Die Verhandlung gegen einen 55-Jährigen aus Willich wurde am Freitag fortgesetzt.

Am Krefelder Landgericht ist am Freitag die Verhandlung gegen einen 55-jährigen Mann aus Willich fortgesetzt worden. Dem Angeklagten wird Mord vorgeworfen. Er soll im August 2018 nachts in den Keller eines Hauses in Willich eingedrungen sein, in dem ein 59-jähriger Mann wohnte. Mit diesem war der 55-Jährige bis etwa Februar 2017 befreundet gewesen. Laut Anklageschrift soll der Eindringling sodann „unter bewusster Ausnutzung eines Überraschungsmoments in Tötungsabsicht“ mit einem Taschenmesser auf seinen ehemaligen Kumpel eingestochen haben. Dabei seien dem Geschädigten multiple Stich- und Schnittverletzungen zugefügt worden, an denen der Mann noch am Tatort starb.

Während des vorangegangenen Prozesstages hatte der beschuldigte Willicher ausgesagt, dass er nicht in Tötungsabsicht zu dem 59-Jährigen gegangen sei. Er habe ihn in der Tatnacht vielmehr zur Rede stellen wollen. In dem Wohn- und Schlafraum des Mannes sei es zum Streit und anschließend zu einer Rangelei gekommen. Dass er letztlich mehrfach mit seinem Taschenmesser auf den Mann eingestochen habe, sei ihm nicht mehr bewusst.

Nun traten mehrere Personen in den Zeugenstand, darunter ein 27-jähriger Notfallsanitäter. Er erklärte, dass er den Geschädigten noch lebend vorgefunden habe. „Er war aber nicht mehr ansprechbar“, ergänzte der Zeuge. Nach dem Eintreffen des Notarztes habe der Mann das Bewusstsein ganz verloren. Sofort eingeleitete Reanimierungsmaßnahmen seien nicht erfolgreich gewesen.

Zudem sagte eine 48-jährige Zeugin aus, die etwa im Frühjahr 2017 beauftragt worden war, einen Täter-Opfer-Ausgleich zwischen dem Geschädigten und dem Angeklagten zu erzielen. Der Hintergrund: Der Verstorbene hatte seinen ehemaligen Kumpel kurz zuvor wegen „Bedrohung“ angezeigt. „Ein klärendes Gespräch mit dem Beschuldigten wollte der Anzeigensteller nicht führen“, sagte die Zeugin. Der Angezeigte sei aber damit einverstanden gewesen, eine Erklärung zu unterschreiben, in der er versprach, den anderen in Ruhe zu lassen. Daraufhin kam es zur Verfahrenseinstellung. Bei einem späteren Telefongespräch habe das Opfer der Zeugin jedoch erzählt, dass er immer noch von dem 55-Jährign verbal bedroht werde.

Der Prozess wird am 11. Februar, 9.15 Uhr, fortgesetzt.