16 000 Schneeräumer: Bahn rüstet sich für Winter
Berlin (dpa) - Vereiste Oberleitungen, Weichen unter Schneeverwehungen, zugefrorene Zugtüren - Fahrgästen der Bahn ist das Chaos des vergangenen Winters noch in unangenehmer Erinnerung. Die Deutsche Bahn verspricht nun Besserung.
Mit erheblichen Investitionen will die Bahn dafür sorgen, dass Schnee und Eis ihren Zügen in den kommenden Monaten nicht mehr so zu schaffen machen wie im letzten Winter. Allein für die Schneeräumung stünden 16 000 Mitarbeiter aus dem Bahnkonzern oder von externen Winterdiensten bereit - doppelt so viele wie vor einem Jahr, teilte die Bahn am Dienstag in Berlin mit. Sie bestätigte damit einen Bericht der „Bild“-Zeitung.
In diesem Jahr investiert der Konzern nach eigenen Angaben mehr als 70 Millionen Euro zusätzlich in die Wintervorbereitungen. Bis 2015 sollen dafür 300 Millionen Euro ausgegeben werden.
Im vergangenen Winter fielen vor allem nach starkem Schneefall im Dezember viele Züge aus. Auch Reifbildung an elektrischen Oberleitungen hatte so manchen Zug zum Halten gezwungen. Deshalb sollen nun auf besonders frostgefährdeten Strecken regelmäßig „Putzloks“ auf die Reise geschickt werden, um den Fahrdraht von Reif zu befreien, wenn es längere Betriebspausen gegeben hat.
Außerdem verstärkt die Bahn ihre Schneeräumflotte auf Schienen um ein Fünftel. Zum Winterbeginn werden zunächst acht, später 19 Werkstattfahrzeuge mit Technik zum Schneeräumen aufgerüstet. Die Bahn richtet zudem bundesweit 27 neue Enteisungsanlagen für Fern- und Regionalzüge ein.
Wiederkehrendes Ärgernis waren im vergangenen Winter Eisbrocken, die von Zügen aufgewirbelt wurden oder sich von Waggons lösten und Weichen blockierten. Bahnarbeiter haben deswegen gut 1000 besonders wichtige Weichen mit Abdeckungen versehen, die die Weichenantriebe schützen sollen.
Viel Geld hat sich der Konzern nach eigenen Angaben auch Heizungen kosten lassen, die an Weichen die Schienenzungen bei starkem Frost beweglich halten sollen. Knapp 700 Heizungen wurden neu eingebaut oder in der Heizkraft verstärkt. Inzwischen sind rund 48 500 der 72 000 Weichen im Schienennetz mit Heizungen ausgestattet.
„Damit sind alle Weichen beheizt, auf denen fahrplanmäßig Züge des Personenverkehrs fahren“, sagte ein Bahnsprecher in Berlin. „Weichen von selten genutzten Nebengleisen in Bahnhöfen sind meist nicht beheizt.“
Dass es bei extremem Wetter zu Verkehrseinschränkungen kommen kann, schließt die Bahn trotz allen Aufwands nicht aus, schon allein nicht wegen fehlender Fahrzeugreserve. Der Konzern verweist schon länger darauf, dass ihm im täglichen Betrieb bis zu 18 ICE-Züge fehlten. Wegen drastisch verkürzter Fristen für Ultraschalluntersuchungen an Rädern und Achsen müssten ICE-Züge viel häufiger als geplant in die Werkstätten. Hinzu kämen Lieferverzögerungen für die bestellten 16 neuen ICE 3 von Siemens.
Im Regionalverkehr könnte sich die Situation vielleicht etwas entspannen, weil die ersten der lange erwarteten, aber jetzt erst zugelassenen „Talent 2“-Züge von Bombardier nun doch noch in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen sollen, voraussichtlich im Nürnberger S-Bahnnetz. Auch für die Mosel-Region sind solche Züge vorgesehen.