Agent und Autoverkäufer - Autohersteller in Filmen
London (dpa/tmn) - Für Kinofans ist er der bekannteste Geheimagent der Welt. Doch Männer wie Andy Palmer oder Ralph Speth sehen in James Bond vor allem einen erfolgreichen Autoverkäufer.
Denn die beiden Herren sind die Chefs der britischen Fahrzeughersteller Aston Martin und Jaguar Land Rover und zählen traditionell zu den wichtigsten Ausrüstern der 007-Streifen. Auch im neuen Abenteuer „Spectre“ machen sie Schauspieler Daniel Craig und seine Widersacher mobil und sichern sich so eine Publikumspräsenz, die mit klassischer Werbung kaum zu erreichen wäre.
„Es ist für uns das Größte, dass wir seit jetzt genau 50 Jahren mit James Bond zusammenarbeiten können“, sagt Palmer und freut sich, dass die Welt den Star auch diesmal wieder am Steuer eines seiner Autos sehen wird. Und auch Speth kann zufrieden sein, wenn Christoph Walz und seine Kumpane in einer Flotte von Land Rover Defender, Range Rover Sport, Jaguar F-Type und dem C-X75 Jagd auf James Bond machen.
Doch auch in jeder anderen Kino- oder TV-Produktion werden die automobilen Darsteller genauso strategisch besetzt wie die menschlichen Rollen. Die Mission Impossible-Serie mit Tom Cruise zum Beispiel ist aktuell fest in der Hand der BMW-Group, das neue Mercedes GLE Coupé erlebte seine Weltpremiere auf der Leinwand in der jüngsten Episode von „Jurassic Park“ und auch die Ferraris von TV-Detektiven wie Thomas Magnum oder Sonny Crockett und Ricardo Tubbs in Miami Vice waren „gecastet“.
Um dort zum Zuge zu kommen, treibt die Autoindustrie einen hohen Aufwand. So verpflichten sich die Fahrzeughersteller zu sogenannter Cross-Promotion, sagt Claudia Müller, die bei BMW den Bereich Global Entertainment Marketing leitet. So wie in dem Film für den Autohersteller geworben wird, wirbt der Autohersteller bei seinen Veranstaltungen, in seiner Kommunikation und bei seinen Händlern für den Film, erläutert sie das Prinzip. Außerdem stellen Mercedes, BMW & Co. den Studios natürlich die entsprechenden Fahrzeuge.
Das klingt nach einer leichten Übung, ist oftmals aber kompliziert, räumt ein Mercedes-Sprecher ein. Denn weil die Hersteller am liebsten brandaktuelle Modelle platzieren wollen, die Filmproduktion aber mehr als ein Jahr Vorlauf hat, sind die Fahrzeuge oft noch gar nicht in ausreichender Stückzahl verfügbar. Deshalb müssen die Studios bisweilen mit millionenschweren Prototypen arbeiten und nebenbei noch auf strengste Geheimhaltung achten, erzählt BMW-Expertin Müller.
Oder sie tricksen wie bei der Verfolgungsjagd mit dem neuen 7er bei Mission Impossible in der üblichen Hollywood-Manier, erzählt Müller: Die Außenaufnahmen wurden mit einem Fahrzeug der letzten Generation gemacht und später Computer retuschiert. Nur für die Innenaufnahmen in einem hermetisch abgeriegelten Studio haben die Filmleute mehr als ein Jahr vor Verkaufsbeginn tatsächlich einen neuen 7er bekommen.
Fans mag es in der Seele wehtun, wenn solche wertvollen Stücke auf der Leinwand in Flammen aufgehen, in Schluchten zerschellen oder bei spektakulären Verfolgungsjagden in ihre Einzelteile zerlegt werden. Doch den Marketing-Verantwortlichen bei den Autoherstellern geht dabei jedes Mal ein Lächeln über die Lippen. Denn wenn ein Film wie Mission Impossible samt Video on Demand, auf DVD, im Pay-TV und per Online-Streaming am Ende weltweit von 150 Millionen Menschen gesehen wird, ist das eine Reichweite, die man mit konventioneller Werbung kaum erzielen kann, sagt Claudia Müller.
Neben all der großen Werbewirkung gibt es allerdings noch einen Grund, weshalb Autohersteller ihre neuen Modelle lieber im Hauptfilm als im Vorprogramm zeigen, verrät BMW-Marketing-Expertin Müller: Während sich die Hersteller in den selbst produzierten Werbefilmen natürlich an die Verkehrsregeln halten müssen, können die Fahrzeuge in Actionfilmen auch mal zeigen, was in ihnen steckt - auch wenn Ende nur rauchende Trümmer übrig bleiben.
Außerdem hat selbst dieser Schrott für die Hersteller noch einen Wert, sagt Land Rover-Mann Edwards: „Als Ausstellungsstücke bei Messen und Veranstaltungen können die Filmautos gar nicht beschädigt genug sein.“