Auf zur Schlammschlacht: Mit dem eigenen SUV ins Gelände fahren

München/Fürstenau (dpa/tmn) - Manch ein SUV-Besitzer will es wissen: Ist das Auto tatsächlich so geländetauglich, wie es aussieht? In speziellen Offroad-Parks lässt sich diese Frage klären - allerdings auf eigenes Risiko.

Autofahrer in Deutschland lieben SUVs und Geländewagen: Allein zwischen Januar und August 2013 brachten die Neuwagenhändler laut dem Kraftfahrtbundesamt (KBA) rund 145 600 waschechte Offroader und fast 155 800 SUVs an den Mann, das entspricht Marktanteilen von 7,4 und 7,9 Prozent. Ins Gelände fahren aber nur die wenigsten damit. Praktisch in ganz Mitteleuropa ist es auch gar nicht erlaubt, aus purer Abenteuerlust durch den nächsten Wald zu brettern. In speziellen Offroad-Parks sieht die Sache anders aus.

Geländewagenbesitzer in Deutschland spulen weit weniger als zehn Prozent der Kilometer abseits der Straßen ab, schätzt Bastian Hambalgo, Redakteur bei der Zeitschrift „Off Road“. Dabei haben die meisten Modelle durchaus Offroad-Potenzial: Viele sind mit Allradantrieb ausgestattet. Auch die gegenüber Straßen-Pkw größere Bodenfreiheit, lange Federwege und Assistenzsysteme wie Berganfahr- und Bergabfahrhilfe lassen - zumindest gemäßigte - Gelände-Einsätze zu.

In die Ferne zu schweifen, etwa nach Rumänien oder in die Ukraine, wo keine Durchfahrt-Verboten-Schilder Abstecher ins Gelände untersagen, lohnt für die Schlammschlacht am Sonntagnachmittag nicht. Aber es gibt in Deutschland einige Offroad-Parks, die man mit dem eigenen Auto gegen ein Entgelt nutzen kann. Oft handelt es sich um ehemalige Militärgelände, die von Investoren umfunktioniert wurden - so wie der Fursten Forest in Fürstenau bei Osnabrück, dem größten offiziellen
Offroad-Gelände in Europa.

Ein Tag freies Fahren mit dem eigenen Auto kostet im Fursten Forest knapp 40 Euro. Wer dort durch den Matsch pflügen will, muss einen gültigen Führerschein der Klasse B vorweisen können, der Wagen braucht eine gültige Hauptuntersuchung (HU) und mindestens eine Haftpflichtversicherung. Ebenfalls üblich: Der Betreiber verlangt eine unterzeichnete Haftungsausschlusserklärung.

„Bei den Pkw muss es sich um SUV oder Geländewagen handeln. Grundsätzlich empfehlen wir auch Allradantrieb“, sagt Christine Scholz-Lomp vom Offroad-Park Fursten Forest. Reine Straßen-Pkw müssen draußenbleiben. Auf dem 400 Hektar großen Gelände gibt es Parcours in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen - von welligem, sandigem Terrain bis hin zu fiesen Steilauffahrten, die ohne Seilwinde kaum zu bewältigen sind.

Wer sich in einem Schlammloch oder in einer Sandkuhle festfährt, braucht nicht zu verzagen, denn der Betreiber hält zur Bergung von Fahrzeugen schweres Gerät parat. „Das passiert regelmäßig. An gut besuchten Tagen müssen wir drei- bis viermal ausrücken“, berichtet Scholz-Lomp. Offroad-Novizen können eine Trainer buchen, der ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht und Fahrtechniken vermittelt.

„Eine Einweisung ins Fahren auf dem Gelände gibt es in jedem Park“, sagt Bastian Hambalgo. „Wer unsicher ist, kann seine Fahrstrecke auch erst einmal zu Fuß abschreiten.“ Novizen empfiehlt er grundsätzlich ein Einsteigertraining. Die bieten einige Fahrzeughersteller ebenso an, wie die meisten Parkbetreiber. Bei den eintägigen Kursen im Offroad-Park im fränkischen Langenaltheim beispielsweise werden Fahrzeugtechnik in der Theorie und Fahrtechnik in der Praxis vermittelt. Am Ende sollen die Teilnehmer ihr Auto sicher sowie material- und umweltschonend im Gelände bewegen können.

An die Platzordnung müssen sich alle Fahrer halten. Im Fursten Forest etwa gilt neben den Regeln der Straßenverkehrsordnung eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h, der Park in Langenaltheim mahnt ein „trialartiges“ Tempo an. Fahrzeugen mit lautem Sportauspuff bleibt in Franken die Zufahrt sogar gänzlich verwehrt.

Wer sich entscheidet, mit seinem Pkw im Gelände zu fahren, muss sich allerdings im Klaren darüber sein, dass das Fahrzeug darunter leiden kann. „Steinschlagschäden oder verschrammte Plastikteile bleiben bei unachtsamen Fahrmanövern nicht aus“, sagt Hambalgo. Soll das eigene SUV makellos bleiben, greift der Fahrer besser auf die Mietfahrzeuge zurück, die die Parkbetreiber anbieten.

„Um sicherzustellen, dass die Kfz-Versicherung eventuell auftretende Schäden deckt, ist der Fahrzeughalter gut beraten, zuvor seine Assekuranz zu kontaktieren“, empfiehlt Kathrin Jarosch, Sprecherin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Das gelte auch dann, wenn das Auto nur haftpflichtversichert ist.