Bäume und Böller: Mit dem Auto Richtung Neujahr
Berlin (dpa/tmn) - Die Weihnachtszeit ist für Autobesitzer voller Tücken: Erst muss der Baum sicher nach Hause gebracht werden, dann gerät der Wagen an Silvester womöglich unter Böllerbeschuss. Experten geben Tipps, wie Autos und Fahrer die Feiertage heil überstehen.
Hochgewachsen und schön - so soll der perfekte Weihnachtsbaum sein. Aber wie kommt er aus dem Wald oder vom Verkaufsstand ebenso perfekt nach Hause? „Wer es versäumt, seinen Weihnachtsbaum verkehrssicher zu verstauen oder gegen Herabfallen besonders zu sichern, kann mit einem Verwarnungsgeld in Höhe von 35 Euro bestraft werden“, sagt Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE). Noch teurer wird es, wenn beim Baumtransport andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden. „Das kostet 50 Euro Bußgeld, und es gibt drei Punkte in der Flensburger Verkehrssünderdatei.“
Gemäß der Straßenverkehrsordnung müsse der Baum so gesichert werden, dass er selbst bei einer Vollbremsung oder plötzlichen Ausweichbewegung nicht verrutschen könne, erklärt Katrin Rüter de Escobar vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Außerdem darf er weder die Sicht des Fahrers, noch Kennzeichen, Schweinwerfer, Blinker oder Rückleuchten des Fahrzeuges verdecken.“ Ist der Baum länger als das Auto, darf er nur hinten und höchstens anderthalb Meter überstehen. Ab einem Meter Überhang muss ein rotes Fähnchen angehängt werden, bei Dunkelheit eine rote Lampe.
Lange und sperrige Weihnachtsbäume gehören immer auf das Autodach, dort dürfen sie aber nur auf einem Dachgepäckträger mitgenommen werden. „Wenn der Baum herunterfällt oder während des Transports einen Schaden bei anderen Verkehrsteilnehmern verursacht, tritt dafür die Kfz-Haftpflichtversicherung des Autohalters oder Tannenbaumtransporteurs ein“, erklärt Rüter de Escobar.
Mit milde gestimmten Ordnungshütern sollte man auch in der Weihnachtszeit nicht rechnen: „Es gibt keinen gnädig zugestandenen Weihnachtsbonus“, sagt Rainer Hillgärtner. Deshalb sei es beim Baumtransport neben der Sicherung wichtig, dass alle Passagiere ungehindert sitzen und sich ordnungsgemäß anschnallen können.
Der Baum wird in aller Regel beim Kauf in einem Netz verschnürt. Das erleichtert den Transport und dient der Ladungssicherheit. Passt er auf den umgeklappten Rücksitz, sollten Teppiche und Bezüge vor Harz geschützt werden. „Es ist zweckmäßig, den Baum von der Spitze bis zum Stammschnitt in eine Kunststofffolie oder alte Decke zu wickeln“, lautet Hillgärtners Tipp, um Harzflecken zu vermeiden.
Entstehen trotzdem Flecken, kann man sie auf Lederpolstern durch Einreiben mit Speiseöl oder Margarine in der Regel erfolgreich behandeln. „Danach lassen sich die harzigen Substanzen mit Wasser und Spülmittel entfernen“, sagt der ACE-Sprecher. „Bei Flecken in textilen Bezugsstoffen helfen meist herkömmliche Fleckenmittel, Terpentin, Spiritus oder Waschbenzin.“ Allerdings sollte man die Fleckenentferner wegen möglicher Verfärbungen vorher an einer unauffälligen Stelle testen. „Mit dem Entfernen von Harzflecken darf man generell nicht zu lange warten, denn sind die Flecken erst einmal eingetrocknet, wird die Prozedur meist erheblich schwieriger.“
Auch in der Silvesternacht sollten Autobesitzer Vorkehrungen treffen, um sich und ihren Wagen vor unangenehmen Überraschungen wie Feuerwerks- und Vandalismusschäden zu schützen. „Am sichersten steht das Fahrzeug in einer abgeschlossenen Einzelgarage“ sagt Rainer Camen von TÜV Nord Mobilität. Die hat aber nicht jeder - es bleibt also vielfach nur die Straße. Dann sollten Autos vorsorglich aus typischen Gefahrenzonen herausgebracht werden. Anwohnerstraßen in der Nähe von Kneipen sowie Marktplätze und Szenetreffpunkte zählen zu den gefährlichsten Stellplätzen.
Riskant sind auch Autofahrten in der Silvesternacht. Manch ein Feiernder macht sich einen Spaß daraus, gezündete Böller auf fahrende Autos zu werfen. Auch querschlagende Raketen, die von Gehwegen und Balkonen gestartet werden, können das teure Blech streifen und mindestens ärgerliche Schmauchspuren hinterlassen, sagt Hillgärtner. „Um diese zu entfernen, reicht in aller Regel ein handelsübliches Poliermittel für Autolacke.“
Je nachdem, wie empfindlich ein Autolack ist, können einige Feuerwerkskörper auch echte Brandschäden hinterlassen - etwa Wunderkerzen und bengalische Zündhölzer. „Sie verursachen durch ihre konzentrierten Hitzezellen tiefe Löcher, die sich nur mittels aufwendiger Neulackierung beseitigen lassen“, erklärt Hillgärtner.
Und wer zahlt für solch ein Malheur? Laut Rainer Camen grundsätzlich derjenige, der den Schaden angerichtet hat. „Ist der Verursacher nicht zu ermitteln, tritt die Kaskoversicherung ein.“ Für Beschädigungen durch explodierende Böller und für einen Fahrzeugbrand komme die Teilkaskoversicherung auf, für Vandalismus die Vollkasko. „Ohne Kaskoversicherung bleiben Autobesitzer auf solchen Schäden für gewöhnlich sitzen“, gibt Rainer Hillgärtner zu bedenken. Denn erfahrungsgemäß seien die Verursacher in der Silvesternacht nur schwer ausfindig zu machen.