Das Ost-Cabrio der Käfer-Ära: Der Skoda Felicia
Mlada Boleslav (dpa/tmn) - Als in Deutschland der Käfer Cabrio und die offenen Versionen der Borgward Isabella umherkurvten, gab es auch aus der damaligen Tschechoslowakei ein Open-Air-Modell: das Skoda Felicia Cabrio.
Ein robustes Auto mit wenig Kraft und viel Charme.
Wer an Skoda denkt, dem kommen vor allem preiswerte Limousinen, Kombis und Familienautos in den Sinn. Für Fahrgenuss ist die tschechische VW-Tochter eher nicht bekannt. Gut, es gibt einen Octavia RS mit 162 kW/220 PS, und wenn man Fenster oder Schiebedach aufmacht, gibt es auch ein bisschen Frischluft. Doch ein Cabrio sucht man im Portfolio des stärksten Importeurs auf dem deutschen Markt vergebens. Zumindest unter den neuen Autos.
Wer jedoch im Internet bei den Gebrauchten schaut und dort den Filter für das Alter ein bisschen weiter öffnet, wird eines Besseren belehrt: vom Modell Felicia. Den Namen trug in den 90er Jahren ein Kleinwagen, doch in den 50er- und 60er-Jahren war „die“ Felicia, wie Skoda-Fans sagen, ein schmuckes und auch im Westen erhältliches Cabrio.
1957 eingeführt und anfangs 6650 D-Mark teuer, erwehrte sich das offene Auto damals tapfer aller Vorurteile gegenüber dem Osten. Mit Leichtigkeit fuhr es umher und kannte keine Grenze zwischen Ost und West. Karmann Ghia, Borgward Isabella, VW Käfer Cabrio? Was die im Westen können, das können wir auch, so lautete die unterschwellige Botschaft des Autos mit dem Glück im Namen.
Genau 40 Jahre nach dem Ende der Produktion ist die „Isabella des Ostens“ nicht von allen vergessen. „Das Auto hat mittlerweile eine riesige Fangemeinde“, sagt Jens Herkommer, der in Schwarzenberg im Erzgebirge eine auf Skoda-Oldtimer spezialisierte Werkstatt betreibt. „Im Osten war die Felicia schon immer beliebt, weil es bei uns ja sonst kaum andere Traumwagen gab. Aber mittlerweile gibt es auch in den westlichen Bundesländern zahlreiche Freunde des kleinen Cabrios.“
Mit seinem hübschen Design und dem blinkenden Chromschmuck stiehlt der Klassiker bei den Oldtimer-Rallyes vor allem im Osten der Republik immer öfter so manchem Mercedes SL oder Porsche 911 die Schau - zumindest bis die Startflagge geschwungen wird. Denn sobald sich der Pulk in Bewegung setzt, ist es vorbei mit der Herrlichkeit. Im Bug beginnt laut ein 1,2-Liter-Motor zu knattern. Mehr als 40 kW/55 PS sind dem Vierzylinder-Viertakter nicht zu entlocken. Bis das Cabrio mal auf Tempo 80 ist, dauert es.
Kein Wunder, dass man sich anfangs ein bisschen schwer damit tut, den Fuß länger auf dem winzigen Gaspedal stehen zu lassen und die Spitzengeschwindigkeit von knapp 130 km/h auszukosten. Zumal man beim Schalten aufpassen muss, weil das H-Schema spiegelverkehrt umgesetzt wurde: Der erste Gang ist oben rechts, der vierte unten links. Schön sind die liebevollen Details, die sich Skoda schon vor 40 Jahren hat einfallen lassen: die Schalter im Keramik-Imitat zum Beispiel, den wunderbaren Drehaschenbecher oder die handgenähten Seitentaschen in den Türen.
Laut Skoda-Spezialist Herkommer ist die Marktlage hervorragend: „Es sind noch genügend Autos zu haben.“ Um Technik und Ersatzteilversorgung müsse man sich keine Sorgen machen: Hinterachsen und Kardanwellen können zwar marode sein, lassen sich aber problemlos besorgen und austauschen. Selbst die Preise seien relativ human, sagt Herkommer und taxiert fahrfähige Exemplare ohne Reparaturstau auf etwa 10 000 Euro. Wer gar mit 15 000 bis 20 000 Euro kalkuliere, der müsse quasi nur noch volltanken und losfahren.