Der Kreisel ist die bessere Kreuzung
Stade/Bonn (dpa/tmn) - Immer häufiger ersetzen Städte und Gemeinden Ampelkreuzungen durch Kreisverkehre - und das aus guten Grund: Kreisel gelten als wesentlich sicherer. Schwachpunkt sind die Autofahrer, die mitunter mit dem richtigen Blinken Schwierigkeiten haben.
Wer bei Stade die Autobahn A 26 verlässt, um in die Altstadt zu gelangen, merkt schnell, dass die Verkehrsplaner der Hansestadt ein Faible für Kreisverkehre haben. Allein im vergangenen halben Jahr wurden im erweiterten Stadtgebiet drei neue Kreisel gebaut. Für den Ersten Stadtrat Dirk Kraska liegen die Vorteile auf der Hand: Kreisel seien sicherer und sorgten für einen besseren Verkehrsfluss, das sei an allen umgebauten Kreuzungen feststellbar. Auch nebenan in Hamburg geht es zunehmend rund: Gab es dort im April 2011 noch 33 Kreisel, waren es drei Jahre später 43.
Hamburg und Stade befinden sich mit dieser Art der Verkehrsplanung in bester Gesellschaft: Bundesweit werden immer mehr Kreuzungen durch Kreisel ersetzt. „Der Kreisel erlebt in der Tat eine gewisse Renaissance“, sagt Detlev Lipphard vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Europäische Nachbarn machen es vor: „Großbritannien ist sicherlich führend mit seinen Roundabouts, aber auch in den Niederlanden und Schweden werden sehr viele Kreisverkehre gebaut.“ Die niedrigen Unfallzahlen dort hätten auch die Verkehrsplaner in Deutschland registriert.
Vor allem der „Kleine Kreisverkehr“ gilt als sehr sicher. Er wird einspurig befahren, hat einen Durchmesser von mindestens 26 Metern und eine fest eingefasste Kreisinsel. Immer beliebter werden die sogenannten Minikreisverkehre mit Durchmessern zwischen 13 und 22 Metern, die bevorzugt in kleineren Ortschaften gebaut werden. Besonderheit ist die für Busse und Lkw überfahrbare Kreisinsel.
Zahlen und Erhebungen unterstreichen die Vorteile von Kreiseln. So ergab eine Untersuchung im Auftrag der Unfallforschung der Versicherer (UDV) an 100 Kreisverkehren in ganz Deutschland, dass Kreisel innerorts ein deutlich höheres Sicherheitsniveau erreichen als einfache Kreuzungen oder Ampelkreuzungen. Aber auch außerorts, wo schneller gefahren wird, lassen sich die Unfallzahlen senken. Im Landkreis Oberallgäu-Nord etwa konnte durch einen Kreisverkehr auf einer Bundesstraße innerhalb von drei Jahren die Zahl der Unfälle von 14 auf 0 reduziert werden.
„Ein Kreisverkehr bietet deutlich weniger Konfliktpunkte“, erläutert Verkehrsexperte Lipphard das Erfolgsgeheimnis der Rundbauten. „Eine normale vierarmige Kreuzung hat 32 mögliche Konfliktpunkte, bei einem Kreisel hingegen sind es nur 8.“ Allein wenn ein Autofahrer an einer Kreuzung links abbiegen wolle, müsse er den Gegenverkehr, Fußgänger, Radfahrer und die Ampel gleichzeitig beachten. Anders im Kreisel: „Hier überschneiden sich nicht so viele Verkehrsströme gleichzeitig. Zudem muss der Fahrer nur vergleichsweise einfache Entscheidungen treffen, und diese hintereinander“, so Lipphard.
Für Verwirrung sorgen mitunter die Kreiselregeln, obwohl sie recht einfach sind: Vorfahrt hat der Verkehr auf der Kreisfahrbahn, rechts vor links gilt hier nicht. Bei der Einfahrt in den Kreisverkehr darf nicht geblinkt werden, beim Herausfahren hingegen muss der Blinker gesetzt werden. In der Praxis klappt das nicht immer. Viele Fahrer blinken bereits, wenn sie in den Kreisel hineinfahren. Weitaus gefährlicher kann es werden, wenn beim Herausfahren der Blinker nicht gesetzt wird und ein Fußgänger oder Fahrradfahrer kreuzen will.
Ganz billig sind Kreisverkehre für die Städte und Gemeinden nicht. Wiebke Thormann vom ADAC jedoch glaubt nicht, dass eine Ampelkreuzung unterm Strich günstiger ist. „Bei einem Kreisel sind die einmaligen Baukosten zwar höher, jedoch fallen bei einer Ampel laufende Betriebskosten wie Strom und Wartung an.“ Daneben haben die Kommunen - je nach Bundesland - auch die Möglichkeit, den Bau eines Kreisels fördern zu lassen. Mit 60 Prozent etwa bezuschusste das Land Niedersachsen den Bau des jüngsten Stader Kreisels.